Usability, wörtlich Gebrauchsfähigkeit, wird auf Deutsch eher als Benutzer-freundlichkeit übersetzt. Später entstand für diesen Komplex der Begriff User Experience (UX), also Benutzer-Erleben. Mit Usability gemeint ist die Eigenschaft von Benutzeroberflächen (von Geräten oder Software) sowie von Websites und Internet-Anwendungen, der Benutzerin und dem Benutzer die Nutzung zu erleichtern. Das schafft eine Website z.B., indem sie übersichtlich ist, eine sofort verständliche Navigation anbietet, aussagestarke Überschriften und Bilder verwendet, Informationen genau dort anbietet, wo die meisten Besucher sie suchen.
Von 2003 an habe ich die Usability-Kolumnen des dänisch-kalifornischen Experten Jakob Nielsen ins Deutsche übersetzt – für das Institut für Software-Ergonomie in Zürich. Ich versuchte, den bissigen, zuweilen sarkastischen Stil des Gurus auf Deutsch abzubilden:
How users read on the web: They don’t.
Wie die Benutzer im Internet lesen: Überhaupt nicht.
Ein legendärer Nielsen-Text aus dem Jahr 1997. Doch Nielsen meinte damit keineswegs, was viele Grafiker und Webdesigner damals dachten: dass Text eigentlich überflüssig sei, weil ihn ja sowieso keiner lese. Ganz im Gegenteil – Nielsens zweiter Satz lautet nämlich: „Die Leute lesen selten eine Webseite Wort für Wort; stattdessen überfliegen sie die Seite und picken sich einzelne Wörter und Sätze heraus.“ Das hatte er nicht einfach so behauptet, weil er es selbst so machte, sondern das hatte er in zahlreichen Usability-Tests mit repräsentativen Benutzerinnen und Benutzern tatsächlich beobachtet.
Wie genau man texten muss, um diesem Leseverhalten entgegenzukommen – um also den eiligen Überfliegern Schlüsselwörter, Merksätze und klickbare Texthappen anzubieten, an denen sie hängen bleiben – das habe ich 2006 in einem Beitrag für die Computerzeitschrift iX ausgeführt:
Knechte sprechen deutlich. Mehr Freude am Klicken durch bessere Texte
Damals war ich Mitglied im German Chapter der Usability Professionals. 2008 habe ich gemeinsam mit mehreren anderen Aktiven eine Broschüre „Was ist Usability?“ verfasst und gestaltet. Ich zitiere Auszüge:
Was ist Usability?
Jeder kennt das: Verpackungen, die man kaum öffnen kann; Websites, auf denen man nichts findet; Geräte, die nicht zu durchschauen sind – und doch findet man immer wieder auch Beispiele für Produkte, die sich durch eine gute Usability auszeichnen.
(…)
Usability oder Benutzerfreundlichkeit ist ein Maß dafür, wie leicht etwas zu benutzen ist – sei es ein Korkenzieher, eine Website oder ein Flugzeug. Je besser die Nutzer dabei zurecht kommen, desto höher ist die Usability des Produkts.
Weil die Usability wichtig für den Erfolg von Produkten ist, gibt es eine Reihe von Methoden und Vorgehensweisen, um diese so benutzerfreundlich wie möglich zu machen. Die Benutzer stehen dabei im Mittelpunkt aller Aktivitäten (vgl. ►benutzerzentriertes Design).
Warum Usability?
Usability sichert den Erfolg von Produkten, weil die Benutzer leicht mit ihnen umgehen können. Doch warum eigentlich?
Die Erwartungen werden besser erfüllt
Wenn Sie etwas entwerfen würden, das andere Personen nutzen sollen – sei es eine Website, eine Software oder ein Gerät – dann könnten Sie selbst damit wahrscheinlich problemlos umgehen. Damit es den zukünftigen Benutzern genauso geht, bezieht die Usability diese von Anfang an mit ein. So entstehen Produkte, die genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind. Nur wer die Anforderungen, Gewohnheiten und Erwartungen der Benutzer kennt, kann diese optimal bedienen.
Die Qualität ist besser
Jedes Produkt wird von seinen Benutzern für einen bestimmten Zweck verwendet. Mit einer Textverarbeitung möchten Sie einen Brief schreiben. Mit einem Korkenzieher eine Flasche öffnen. Mit einem Auto zu einem Ort fahren oder die Landschaft genießen. Sie wollen dabei nicht über das Produkt nachdenken. Je intuitiver es zu benutzen ist, desto besser.
Funktioniert das Produkt genau so, wie Sie es erwarten, entstehen Vertrauen und das Gefühl, ein Produkt mit hoher Qualität zu benutzen – ein klarer Vorteil im Wettbewerb mit ähnlichen Produkten.
Denken Sie daran, wie viele Websites es gibt, auf denen Sie nicht finden, was Sie suchen. Wie viele Programme es gibt, die entsetzlich umständlich zu bedienen sind. Wie viele Geräte Sie ungern benutzen, weil Sie sich immer konzentrieren müssen, um alles richtig zu machen.