Das ist kein Zufall, sondern hängt unmittelbar mit den traditionellen Geschlechterrollen zusammen, die für Männer und Frauen vorgesehen sind. Den Männern bringen ihre Eltern und der Rest der Gesellschaft traditionell bei, dass es ihre Aufgabe sei, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen, ihr Glück zu machen. Zu machen, wohlgemerkt. Den Frauen brachten (und bringen anscheinand noch immer) ihre Eltern und der Rest der Gesellschaft bei, dass es ihre Rolle sei, sich für einen Mann bereit zu machen und ihr Glück zu finden. Nicht zu machen, sondern zu finden.
Nun haben Männer das Problem, dass die traditionelle Erwartung sie tendenziell überfordert. Ihre Projekte scheitern häufig, weil etwas schief gegangen ist. Das bringt sie in Erklärungsnot. Wenn sie wirklich ihres eigenen Glückes Schmied wären, wären sie selbst schuld an jedem Scheitern. Sie hätten versagt, sie wären Versager. In dieser Situation bringt das Konzept des Zufalls den Männern Entlastung: Nein, sie waren nicht schuld; der Zufall war schuld! Eine Verkettung unglücklicher Umstände hat ihren tollen Plan vereitelt.
Frauen, die auf den Prinzen warten, der sie in sein Schloss mitnimmt, haben das Problem, dass es viel mehr gewöhnliche Frauen gibt als Prinzen und Schlösser. Die meisten werden also keinen Prinzen finden und stattdessen mit dem Koch oder dem Kutscher Vorlieb nehmen müssen. Wer ist dann schuld? Der Zufall? Die Vorstellung, dass die Frau nur an einem anderen Tag hätte auszugehen brauchen oder in ein anderes Etablissement oder ein bisschen anders hätte winken müssen, den Prinzen also nur haarscharf verpasst zu haben, ist sehr frustrierend. Entlastung verschafft ihnen aber das Konzept des Schicksals oder der Bestimmung. Wenn es ihr Schicksal war, das sie am Prinzen vorbei und zum Kutscher geführt hat, dann konnte sie halt nichts machen.