Vorwarnzeit

Ostermarsch Rheinland 1982 bei Wegberg (NRW)

Vorwarnzeit: Tills liberalkommunistische Streiche im Schatten der Meiler und Raketen, nebst einem ABC der Achtziger Jahre in BRD und DDR [alternativ: im letzten Jahrzehnt von BRD und DDR, alphabetisch geordnet]. Das ist der Arbeitstitel eines literarischen Projekts, das ich 2008 begonnen habe und das 2020 durch ein Künstlerstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wurde.

2010/11 und 2020 habe ich das Projekt in mehreren Autorenworkshops besprochen und aufgrund der Rückmeldungen abgewandelt. Nunmehr sieht es so aus: Die zum Teil autobiographisch geprägte Figur Till Kauz erzählt Anekdoten aus den 1980er Jahren (bis 1990 einschließlich). Till war damals in der westdeutschen Friedensbewegung und nacheinander in zwei Parteien politisch aktiv. Zugleich hat er mehrmals die DDR besucht, im Rahmen von politischen Expeditionen. Der historische Roman lässt daraus eine deutsch-deutsche Liebesbeziehung einschließlich Kind entstehen. Auch diverse andere Lieben liegen auf den verschlungenen Wegen der Heldinnen und Helden. Diese Geschichten werden nicht linear erzählt, sondern bilden eine Art Enzyklopädie der 1980er Jahre, alphabetisch nach Schlüsselwörtern geordnet:

81er | Aachen | Afghanistan | Antifaschisten | Arbeiterklasse | Atomkraft | Atomkriege | Barden | Bauern | Befreiung | Böll | Buchenwald | Chöre | DDR | Dreiecke | Dresden 1988 | Emanzen | Erzgebirge 1981 | Freiheiten | Freundschaftslager | Frieden | Friedenstauben | Gorbatschow | Hass | Hiroshima | Historiker | Jusos | Kämpfen | Kelly | Kinder | Kohl | Kommunisten | Kornelkirschen | Leipzig 1990 | Ley-Land 1990 | Liebe | Liebe Leute | Mauthausen | Neue Männer | Perestroika | Radio 1988 | Reagan | Revolutionen | Rock’n’Rise | Schmidt | Schuhprüfstrecke | Sommerspiele 1980 | Sozis | Stalinisten | Sterne | Tschernobyl | Verdun 1984 | Wälder | Werbefuzzis | Wildnis | Zäune

Manche davon führen nicht zu Anekdoten, sondern zu Essays, die die damaligen Gedanken und Gefühle vieler Akteure beleuchten. Leserin und Leser können die Texte als Hypertext lesen, in einer selbst gewählten Reihenfolge. Dabei stoßen sie auf Abschnitte der Plots und bekommen Hinweise, wo sie die fehlenden Teile finden können. Denn eine von Tills damals gewonnenen Lebensweisheiten lautet: Alles muss man selber machen.

Foto: Der Autor mit Freundin beim Ostermarsch Rheinland 1982 in der Nähe von Wegberg (NRW). Fotograf: Siegfried Lustenberger in Arbeiterfotografie

7 Gedanken zu „Vorwarnzeit“

  1. Wahrscheinlich bin ich zu unpolitisch für dieses Buch; oder befürchte in Zeiten von Generation Z ; dass Opa wieder vom Krieg erzählt. Wobei es mir gefällt, dass du beschreiben würdest, dass inteligenter Widerstand gegen die Zerstörung der Welt nicht erst nach 2010 entstanden ist. Und dass aus dem damaligen jungen Menschen derweil zwar ein alter weißer Mann geworden ist , der aber im Herzen immer noch ein junger Kämpfer geblieben ist . Sozusagen eine Brücke von damals zu heute im politischen Handeln.

  2. Ein interessantes Stück Zeitgeschichte – käme genau richtig für „unsere“ Generation, die nach dem 24.2.22 so vieles in Frage stellen musste.

  3. Klingt mir als Mensch, Kämpfer und auch Liebender der 80’er das spannendste Thema. Gerade auch, weil wir uns dabei oft begegnet sind.
    Als traditioneller Leser wäre mir eine lineare Geschichtserzählung allerdings lieber als ein Text an dem ich „arbeiten“ (Reihenfolge, wiederholtes Eindenken in andere Erzählformen, Studium der Verweise, …) muss.

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