Lexikon der Erzählungen

Helden, Handlungen und Schauplätze von 500 Romanen, Erzählungen, Sagen, Dramen, Hörspielen und Balladen der Weltliteratur / Gesammelt von Jens Jürgen Korff

Der Nutzen des Lexikons: Sie können damit

  1. Erzählungen anhand einzelner erinnerter Szenen wiederfinden,
  2. Szenen aus Erzählungen zu einem gegebenen Thema finden, ähnlich wie bei der Bildersuche (z. B. zu Städten, Ländern, Berufen, Arbeitsplätzen, Lebensphasen, historischen Zeiten und Ereignissen, Charakterzügen, Prominenten, Gebrauchsgegenständen),
  3. gute Beispiele für bestimmte Genres schnell auffinden (z. B. Entwicklungsroman, Reise­erzählung, Naturbeschreibung, Fabel, Märchen, Liebesgeschichte, Komödie, Tragödie, Ballade, Krimi, Happy End),
  4. Zusammenfassungen bekannter Erzählungen lesen (offline und in gleich bleibender literari­scher Qualität, anders als bei Wikipedia); Bildungslücken effizient füllen.

In diesem Auszug sind erfasst:

  1. Aitmatow, Tschingis: Dshamilja. Erzählung, UdSSR 1958, dt. 1962 (*Wagen)
  2. Böll, Heinrich: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. Satire, BRD 1955 (*Rundfunk)
  3. Eco, Umberto: Der Name der Rose. Roman, Italien 1980 (*Kloster)
  4. Ende, Michael: *Momo. Roman, BRD 1973
  5. Hauff, Wilhelm: Märchen. Die Geschichte vom *Kalif Storch. Deutschland 1825
  6. Hoffmann, Ernst Theodor: Das Fräulein von Scuderi. Kriminalnovelle, Deutschland 1820 (*Juwelen)
  7. Keun, Irmgard: Das kunstseidene Mädchen. Tagebuchroman, Deutschland 1932 (*Berlin)
  8. Mann, Heinrich: Professor Unrat. Roman, Deutschland 1905 (*Lehrer)
  9. Sophokles: *Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.
  10. Spyri, Johanna: *Heidi, 1. Bd.: Heidis Lehr- und Wanderjahre. Kinderroman, Schweiz 1880

A-Z

Abstieg: In *Berlin brachte sich das Mädchen Doris über die Runden, indem sie sich immer wieder von Männern einladen ließ. Selbstkritisch beobachtete sie ihren eigenen Abstieg in die Obdachlosigkeit und an den Rand der Prostitution. In der Silvesternacht entschloss sie sich, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen.

Alm-Öhi, der Großvater von *Heidi

Antike: In der A. spielen u. a. die Geschichten von Troja und Odysseus (Homer, um 700 v. Chr.); Moses, Abraham, Josef und seinen Brüdern (Altes Testament, um 540 v. Chr.); *Antigone (Sophokles, um 350 v. Chr.); *Ödipus (Sophokles, um 350 v. Chr.); Orpheus und Eurydike (Vergil, 29 v. Chr.); Jesus (Neues Testament, um 100); den *Nibelungen (Nibelungenlied, 12. Jhdt.); dem *Attentat (F. Schiller, 1797); den *Kranichen des Ibykus (F. Schiller, 1797); …

Aristoteles: In der Bibliothek eines Cluniazenser-*Klosters in Norditalien war die einzige Abschrift des als verschollen geltenden zweiten Buches des A. zur Poetik versteckt, das von der Komödie handelt. Doch jeder, der unbefugt darin blätterte, starb den Gifttod.

Aul: Der junge Kirgise Danijar, der als verwundeter Soldat in den Aul, das Kirgisendorf, gekommen war, die junge Kirgisin Dshamilja und der halbwüchsige Said, jüngerer Bruder von Dshamiljas Verlobtem, mussten im Zweiten Weltkrieg Kornsäcke aus dem Aul mit Pferde-*Wagen zur Bahnstation transportieren.

Aussetzen: Das Orakel von Delphi prophezeite Laios, dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Bagdad: *Kalif Chasid von Bagdad war guter Laune… Später verwandelte er sich in einen Storch.

Bahnstation: Der junge Kirgise Danijar, der als verwundeter Soldat in den Aul, das Kirgisendorf, gekommen war, die junge Kirgisin Dshamilja und der halbwüchsige Said, jüngerer Bruder von Dshamiljas Verlobtem, mussten im Zweiten Weltkrieg Kornsäcke aus dem Aul mit Pferde-*Wagen zur Bahnstation transportieren.

Bauernmädchen: Der britische Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger öster­reichischer Schüler, der Novize Adson von Melk, erreichten 1327 ein einsam in den Bergen gelegenes Cluniazenser-*Kloster in Norditalien. Adson begegnete eines Nachts einem B. aus dem Dorf, das gelegentlich auf geheimen Wegen ins Kloster kam, um beim Cellerar ihre weiblichen Reize gegen Nahrungsmittel einzutauschen; die beiden verbrachten eine rauschende Liebesnacht miteinander. Da es im Kloster Morde gegeben hatte, begann der Großinquisitor Bernard Gui mit Ermittlungen, konzentrierte sich aber auf einige ehemalige Mystiker und Ketzer, die im Kloster Zuflucht gefunden hatten, sowie auf das B., das er alsbald als Hexe „entlarvte“ und zum Tode verurteilte.

Beppo Straßenkehrer: Der schweigsame, wunderliche B. St. und der quirlige, leichtfertige Gigi Fremdenführer waren die beiden liebsten Freunde des Mädchens *Momo. Den grauen Herren gelang es, ihn von Momo zu trennen, indem sie ihn erpressten.

Berlin: 1) Das Mädchen Doris arbeitete in einer rheinischen Mittelstadt als Sekretärin bei einem Rechtsanwalt und träumte davon, ein Glanz (Filmstar) zu werden. Er entließ sie, als sie nicht mit ihm schlafen wollte. Sie wurde Schauspielschülerin und schaffte es durch einen Trick, eine Konkurrentin einzusperren und einmalig deren kleine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, wo sie ihr Talent zeigte. Als die Sache aufflog und sie zudem einer Dame einen Feh (Pelz) gestohlen hatte, floh sie nach B. Dort brachte sie sich illegal über die Runden, indem sie sich immer wieder von Männern einladen ließ. Selbstkritisch beobachtete sie ihren eigenen Abstieg in die Obdachlosigkeit und an den Rand der Prostitution. In der Silvesternacht entschloss sie sich, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen. Der Mann, der schüchterne Intellektuelle Ernst, der gerade von seiner Frau verlassen worden war, nahm sie aus Mitleid mit nach Hause und wollte gar nicht mit ihr schlafen. Sie blieb wochenlang bei ihm und fing sogar an, sich in den schwer zugänglichen Mann zu verlieben, doch eines Tages kehrte dessen Frau zurück. Deren ersten Brief hatte sie noch abgefangen, doch dann ging sie selbst zu der Frau, um ihr zu sagen, dass ihr Mann sie immer noch liebe. Sie ging fort und war wieder obdachlos. & Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen. Tagebuchroman, Deutschland 1932 –

beten: *Heidi erzählte ihrem Großvater, dem Alm-Öhi, vom Beten, wie sie es von der Frankfurter Großmama gelernt hatte, und las ihm die Geschichte vom verlorenen Sohn vor. Ein Volltreffer…

Bibliothek: Anno 1327 wurden in einem Cluniazenser-*Kloster in Norditalien mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen vergiftet. Der Franziskanermönch William von Baskerville verfolgte bei der Aufklärung eine Spur, die auf die B. des Klosters hindeutete. Diese war berühmt, weil sie viele äußerst seltene Abschriften von Werken antiker Autoren enthielt. Nur der Bibliothekar und sein Gehilfe hatten Zugang zum Magazin der B. und wussten, wie man die Bücher dort fand. Eines Nachts drangen William und sein Schüler Adson in die Bibliothek ein und entschlüsselten das Geheimnis ihres Labyrinths.

Bilderbücher: Als Herr Sesemann wieder abgereist war, kam seine Mutter zu Besuch, Klaras Großmama. Die gewann *Heidi lieb und schaffte es, mit Hilfe von B.n  Heidis Widerstand gegen das Lesenlernen zu überwinden.

Blauer Engel: Der *Lehrer Professor Raat machte sich daran, eine Schauspielerin dingfest zu machen, für die sein Schüler Lohmann eine Hymne gedichtet hatte. Auf diese Weise wollte er Lohmann fertig machen. Er fand sie schließlich in einem Tingeltangel namens „Blauer Engel“. Doch bald erlag Raat selber dem Charme der Dame und verliebte sich in sie.

blinde Großmutter: *Heidi besuchte fast täglich die b. G. des Geißenpeter in ihrem baufälligen Haus.

blinder Mönch: Der b. M. Jorge von Burgos war die graue Eminenz eines Clunia­zenser-*Klosters in Norditalien und seiner berühmten Bibliothek. Um eine Mordserie unter den Mönchen aufzuklären, drangen der Franziskanermönch William von Baskerville und sein Schüler Adson in die Bibliothek ein. Dort wartete Jorge auf sie, auf dem Tisch das geheimnisvolle Buch: das verschollene zweite Buch des Aristo­teles zur Poetik, das von der Komödie handelt. William rührte es nicht an, da er bereits erraten hatte, dass die Buchseiten vergiftet waren und alle, die darin geblättert hatten, gestorben waren. Jorge bekannte sich zu den Morden; die Schrift des Aristoteles sei so antichristlich, dass unbefugte Leser nur durch physisches Gift vor dem geistigen Gift des Buches geschützt werden könnten.

Buch:2) Anno 1327 wurden in einem Cluniazenser-*Kloster in Norditalien mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen vergiftet. Dem Franziskanermönch William von Baskerville und seinem Schüler Adson von Melk gelang es, die Mordserie aufzuklären. Die Tatwaffe war ein geheimnisvolles Buch, dessen Seiten vergiftet waren. & Umberto Eco: Der Name der Rose (Il nome della rosa), Roman, Italien 1980 (dt. 1982 v. Burkhart Kroeber) – Verfilmt v. Jean-Jaques Annaud, BRD/Frankreich/Italien 1986

Bur-Malottke: Der berühmte Professor Bur-Malottke wollte einen seiner schwülstigen  *Rundfunk-Vorträge überarbeiten lassen, weil darin das Wort »Gott« vorkam. Der Rundfunk­redakteur Dr. Murke bekam die unangenehme Aufgabe, das zu organisieren.

Chasid: *Kalif Chasid von Bagdad war guter Laune… Später verwandelte er sich in einen Storch.

Danijar: Auf einem Pferde-*Wagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe…

Delphi: Das Orakel von D. prophezeite Laios, dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Dete, die Base und Ziehmutter von *Heidi

Diener:2) Der D. Sebastian in Frankfurt war *Heidi zugetan und amüsierte sich über ihre Einfälle.

Doktor: 1) Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. Satire v. Heinrich Böll, BRD 1955 (*Rundfunk) – 2) Doktor Schiwago. Roman v. Boris Pasternak, UdSSR 1957 (*Bürgerkrieg)

Dose: In einer Schublade des Krämers entdeckte *Kalif Chasid eine Dose mit einem geheimnisvollen schwarzen Pulver und ein Pergament mit einer fremdartigen Schrift. Er kaufte auch diese Dinge und ließ einen Gelehrten kommen, um die fremde Schrift zu entziffern…

Dshamilja: Auf einem Pferde-*Wagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe…

einladen: In *Berlin brachte sich das Mädchen Doris illegal über die Runden, indem sie sich immer wieder von Männern einladen ließ. Selbstkritisch beobachtete sie ihren eigenen Abstieg in die Obdachlosigkeit und an den Rand der Prostitution. In der Silvesternacht entschloss sie sich, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu verschaffen.

Eule: Auf dem Weg nach Mekka machten der in einen Storch verwandelte *Kalif und sein Großwesir in der Ruine eines alten Palastes Rast. Dort trafen sie eine weinende Eule, die ihre Sprache sprach und sich als verzauberte indische Prinzessin vorstellte. Der Kalif musste ihr später einen Heiratsantrag machen, um eine wichtige Information zu bekommen.

Feh: Das Mädchen Doris wurde Schauspielschülerin und schaffte es durch einen Trick, eine Konkurrentin einzusperren und einmalig deren kleine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, wo sie ihr Talent zeigte. Als die Sache aufflog und sie zudem einer Dame einen Feh (Pelz) gestohlen hatte, floh sie nach *Berlin.

Fernsehen: Gigi Fremdenführer war plötzlich berühmt geworden, trug seine Geschichten im F. vor, und da ihm keine neuen mehr einfielen, erzählte er auch die, die er nur für das Mädchen *Momo gedichtet hatte, und begann schließlich, alle Geschichten ein zweites Mal zu erzählen, wobei er alle Selbstachtung verlor.

Filmstar: Das Mädchen Doris arbeitete in einer rheinischen Mittelstadt als Sekretärin bei einem Rechtsanwalt und träumte davon, ein Glanz (Star) zu werden. Er entließ sie, als sie nicht mit ihm schlafen wollte. Später floh sie nach *Berlin.

Frankfurt: Anderntags kam überraschend *Heidis Tante Dete wieder zum Alm-Öhi und nahm Heidi mit sich nach Frankfurt. Der Alm-Öhi und die Großmutter blieben verbittert und verzweifelt zurück. Dete hatte in F. die reiche Familie Sesemann kennen gelernt. Klara, die zwölfjährige Tochter des Geschäftsmannes Sesemann, saß gelähmt im Rollstuhl und wünschte sich eine Spielgefährtin. Dete vermittelte H. in das Haus Sesemann. Doch Heidi wurde dort vor Heimweh mondsüchtig.

Franziskaner: Der britische Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger öster­reichischer Schüler, der Novize Adson von Melk, erreichten 1327 ein einsam in den Bergen gelegenes Cluniazenser-*Kloster in Norditalien. William sollte dort ein Streitgespräch zwischen dem Franziskanergeneral Michael von Cesena und einer Delegation des Papstes vorbereiten.

Fräulein: Das Fräulein von Scuderi. Erzählung v. Ernst Th. Hoffmann (*Juwelen)

Fremdenführer: Der schweigsame, wunderliche Beppo Straßenkehrer und der quirlige, leichtfertige Gigi F. waren die beiden liebsten Freunde des Mädchens *Momo.

Freunde: Das Mädchen *Momo hatte viele F., weil es so gut zuhören konnte; ihre liebsten F. waren Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer. Doch es gelang den grauen Herren, sie von ihren Freunden zu trennen.

Fröhlich, Rosa, Schauspielerin im Tingeltangel „Blauer Engel“, in die sich zuerst der Schüler Lohmann, dann auch der *Lehrer Professor Raat, genannt Professor Unrat, verliebte

Frühstück: Die Schildkröte Kassiopeia führte das Mädchen *Momo sicher ins Nirgend-Haus zu Meister Hora, wo sie ein köstliches F. genoss: goldgelbe Brötchen mit goldgelbem Honig.

Füße: Das Orakel von Delphi prophezeite Laios, dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Galanterie: Zur Zeit König Ludwigs XIV. beunruhigten mehrere Mordserien die Stadt Paris: Zuerst eine Reihe von Giftmorden; dann wurden regelmäßig Männer, die nachts unterwegs waren, um ihre Geliebte mit einem *Juwelen-Geschenk zu überraschen, unterwegs überfallen, erstochen und ausgeraubt. Man vermutete eine Bande dahinter, und ein Sondertribunal, die Chambre ardente (Feurige Kammer), rief nach neuen Vollmachten. Der König zögerte jedoch. Man beschwor ihn, im Namen der Galanterie den verängstigten Kavalieren beizustehen. Als der König sie nach ihrer Meinung dazu fragte, erwiderte das Fräulein von Scuderi, eine alte Dichterin, bei Hofe: Ein Liebhaber, der die Diebe fürchte, sei der Liebe nicht würdig.

Geißenpeter: Unterwegs trafen sie den G., der seine Geißenschar den Berg hinauf zur Alm hochtrieb. *Heidi folgte ihm auf eine Wiese und zog rasch ihre vielen Kleider, Röcke und Schuhe aus, um den Ziegen (Geißen) nachspringen zu können.

Gericht: Gerichtsszenen kommen in zahllosen Erzählungen vor. 1) Die Schauspielerin Rosa Fröhlich verkehrte gelegentlich mit drei Schülern des *Lehrers Professor Raat, genannt Unrat, und bei einer nächtlichen Eskapade dieser Art beschädigten die drei ein Hünengrab. Sie wurden erwischt und vor Gericht gestellt. Raat hielt als Zeuge vor Gericht eine flammende Philippika gegen seine „verkommenen“ Schüler und gegen deren Familien, mit der er sich in der Stadt unmöglich machte, zumal sein eigener Umgang mit Rosa Fröhlich bekannt war. Auch diese hatte einen Auftritt vor Gericht, der das Publikum ebenso beeindruckte wie erheiterte.

Gift: 2) Anno 1327 wurden in einem Cluniazenser-*Kloster in Norditalien mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen vergiftet. Dem Franziskanermönch William von Baskerville und seinem Schüler Adson von Melk gelang es, die Mordserie aufzuklären. Die Tatwaffe war ein geheimnisvolles Buch, dessen Seiten vergiftet waren.

Gigi Fremdenführer: Der schweigsame, wunderliche Beppo Straßenkehrer und der quirlige, leichtfertige G. F. waren die beiden liebsten Freunde des Mädchens *Momo. Den grauen Herren gelang es, ihn von Momo zu trennen, indem sie ihn zu einem berühmten Fernsehstar werden ließen.

Glanz: Das Mädchen Doris arbeitete in einer rheinischen Mittelstadt als Sekretärin bei einem Rechtsanwalt und träumte davon, ein Glanz (Star) zu werden. Er entließ sie, als sie nicht mit ihm schlafen wollte. Später floh sie nach *Berlin.

Glaskutsche: Das Fräulein von Scuderi fuhr mit einer G. über den Pont neuf in Paris. Im Gedränge näherte sich ein junger Mann der Kutsche und warf dem Fräulein einen Zettel zu. Die Haushälterin erkannte den Mann wieder, der einige Nächte zuvor ein geheimnisvolles Kästchen mit *Juwelen gebracht hatte.

Goldschmied: In der Nacht klopfte es am Tor des Fräuleins von Scuderi, und ein junger Mann begehrte heftig Einlass. Da die Haushälterin ihn nicht zu ihrer Herrin vorließ und draußen eine Wache erschien, übergab er ihr hastig ein Kästchen für das Fräulein und entfloh. In dem Kästchen befanden sich äußerst kostbare, perfekt gearbeitete *Juwelen. Die Scuderi begab sich mit dem Schmuck zu ihrer Freundin bei Hofe, und die erkannte darin sofort ein Werk des berühmten G. Cardillac. Cardillac wurde gerufen, erschien und erkannte seine Juwelen, behauptete, sie seien ihm vor Kurzem gestohlen worden. Er bestand darauf, dass das Fräulein sie behalten solle, da er es hoch verehre. – Später stellte sich heraus, dass der G. regelmäßig seine Kunden nächtens überfallen, erstochen und ihnen die Juwelen wieder abgenommen hatte. Als er selbst an einer Stichwunde starb, kam sein Gehilfe Olivier in Verdacht, ihn im Auftrag einer Juwelenräuberbande ermordet zu haben.

graue Herren: Die Menschen wurden immer gehetzter und un­freundlicher. Dahinter steckten die grauen Herren, die sich als Agenten der „Zeit-Spar-Kasse“ ausgaben und die Menschen dazu überredeten, Zeit für die Zukunft zu sparen. In Wirklichkeit stahlen sie diese Zeit und lebten davon, indem sie die Stunden-Blumen einfroren, trockneten und als Zigarren rauchten. Das Mädchen *Momo konnte sie am Ende besiegen und die gestohlene Zeit befreien.

Griechischstunden: Die Schauspielerin Rosa Fröhlich lebte mit dem ehemaligen *Lehrer Professor Raat, genannt Unrat, zusammen. Sie versuchte immer wieder, selber eine Liebe für ihr »Unratchen« zu entwickeln, nahm sogar Griechischstunden bei ihm, aber sein destruktives Tyrannentum stieß sie ab.

Großmama: Als Herr Sesemann wieder abgereist war, kam seine Mutter zu Besuch, Klaras Großmama. Die gewann *Heidi lieb und schaffte es, mit Hilfe von Bilderbüchern *Heidis Widerstand gegen das Lesenlernen zu überwinden.

Großwesir: *Kalif Chasid von Bagdad war guter Laune, als der G. zu ihm kam. Dieser war traurig… Später verwandelten sich beide in Störche.

Gymnasium: 1) Der alte Latein-, Griechisch- und Deutsch-*Lehrer Professor Raat wurde von den meisten Schülern, Ex-Schülern und sogar von Kollegen »Unrat« genannt, da er sich immer aufregte, wenn er dieses Wort hinter seinem Rücken rufen hörte.

Haushälterin: Das Haus Sesemann in Frankfurt, in das die achtjährige*Heidi gebracht wurde, wurde von einer schreckhaften H., Fräulein Rottenmeier, geführt.

Heidi: Dete, ein gut 20jähriges Mädchen, stieg mit dem fünfjährigen Mädchen H. von Mayenfeld hinauf zum Dörfli und von dort noch höher zum Alm-Öhi, der oben am Berg einsam in einer Sennhütte lebte. H. war ein Waisenkind, die Tochter von Detes Schwester Adelheid und Alm-Öhis Sohn Tobias, die beide gestorben waren, als H. ein Jahr alt war. Dete hatte das Bäslein vier Jahre lang groß gezogen und wollte es nun seinem Großvater übergeben, um eine Stellung in Frankfurt annehmen zu können. Unterwegs trafen sie den Geißenpeter, der seine Geißenschar den Berg hinauf zur Alm hochtrieb. H. folgte ihm auf eine Wiese und zog rasch ihre vielen Kleider, Röcke und Schuhe aus, um den Ziegen nachspringen zu können. Dete hatte ihr alle Kleider übereinander angezogen, um sie nicht schleppen zu müssen. Der Alm-Öhi lebte verbittert in Zwist mit der Dorfgemeinschaft, seit er seinen Hof verspielt hatte und sein Sohn bei einem Unfall umgekommen war. Barsch schickte er Dete weg, nahm die kleine Heidi aber, wenn auch zurückhaltend, auf. Diese fand sich sofort in seiner Hütte zurecht, machte sich auf dem Heuboden ein Bett aus Heu zurecht und genoss die frische Ziegenmilch und den gebratenen Ziegenkäse, den der Alm-Öhi ihr zubereitete. Anderntags stieg sie mit dem Geißenpeter hoch auf die Alm und half ihm, die Geißen (Ziegen) zu hüten, lernte auch schnell alle ihre Namen. Am liebsten hatte sie Schwänli und Bärli, die beiden Geißen des Großvaters. Peter schreckte plötzlich auf und rannte zum felsigen Abgrund der Weide, weil Distelfink, eine der Ziegen, abzustürzen drohte. H. lief hinterher und konnte Distelfink mit einer Handvoll Kräuter wieder zurücklocken. Einige Tage später besuchte H. Peters blinde Großmutter und seine Mutter Brigitte, die in einem baufälligen Häuschen unterhalb der Sennhütte lebten. Die alte Großmutter gewann die fröhliche H. sofort lieb und freute sich jeden Tag auf deren nächsten Besuch. H. überredete ihren Großvater, das Häuschen der Nachbarin zu reparieren, was er tat, ohne mit ihnen zu sprechen. So ging es jahrein, jahraus, bis H. acht Jahre alt wurde. Sie liebte das Leben auf der Alm und war kräftig und gesund. Eines Tages stieg der Pfarrer zu Alm-Öhi hinauf, sein früherer Nachbar, als dieser noch unten im Dörfli gewohnt hatte. Der Pfarrer versuchte, den Alm-Öhi zu überzeugen, dass er im kommenden Winter H. zur Schule schicken und selber wieder ins Dörfli hinunterziehen solle, doch der weigerte sich. Anderntags kam überraschend Dete wieder und nahm H. mit sich nach Frankfurt. Der Alm-Öhi und die Großmutter blieben verbittert und verzweifelt zurück. Dete hatte in Frankfurt die reiche Familie Sesemann kennen gelernt. Klara, die zwölfjährige Tochter des Geschäftsmannes Sesemann, saß gelähmt im Rollstuhl und wünschte sich eine Spielgefährtin. Dete vermittelte H. in das Haus Sesemann, das, da Herr Sesemann meist geschäftlich unterwegs war, von einer schreckhaften Haushälterin, Fräulein Rottenmeier, geführt wurde. Diese fühlte sich von Dete betrogen, als sie merkte, dass H. weder lesen konnte noch eine Ahnung von großbürgerlichen Manieren hatte. Doch Klara gewann die Gefährtin schnell lieb und genoss vor allem die Abwechslung, die diese ins Haus brachte. In der Tat mischte H. mit ihrer unbekümmerten, fröhlichen und direkten Art sofort den ganzen Haushalt auf. Der Diener Sebastian war ihr gleich zugetan. H. schaute mit seiner Hilfe aus allen Fenstern des Hauses heraus und sah überall nur Hauswände und weitere Fenster. Wo waren die Wiesen, die Bäume, die Berge geblieben? Sie lief davon und suchte mit Hilfe eines Straßenjungen einen Kirchturm auf, um einen Blick über die Stadt und das Tal hinweg werfen zu können. Beim Türmer entdeckte sie einen Wurf junger Kätzchen und durfte zwei davon gleich mitnehmen. Als sie ins Haus Sesemann zurückkehrte, war Fräulein Rottenmeier empört über ihren Ungehorsam, und als H. die miauenden Kätzchen freiließ, kriegte das Fräulein eine Panikattacke, worüber Sebastian, der alles vom Flur aus beobachtete, sich beinahe totlachte. Er versprach Klara und H., ein geheimes Nest für die Kätzchen zu bauen. Als Herr Sesemann aus Paris heimkehrte, beklagte sich Fräulein Rottenmeier bitter über H. und die schrecklichen Tiere, die sie ins Haus geschleppt hätte. Auch hielt sie H. für verrückt, weil sie immer wieder merkwürdige Geschichten über ihren Großvater, den Geißenpeter und dessen Großmutter erzählte. Doch Herr Sesemann befragte seine Tochter, und die legte ein gutes Wort für ihre Spielgefährtin ein. Als Herr Sesemann wieder abgereist war, kam seine Mutter zu Besuch, Klaras Großmama. Die gewann H. lieb und schaffte es, mit Hilfe von Bilderbüchern H.s Widerstand gegen das Lesenlernen zu überwinden. Plötzlich hatte der Kandidat, der täglich als Hauslehrer ins Haus kam, Erfolg mit seinen Bemühungen, und H. lernte in kurzer Zeit Lesen, um etwas über die schönen Geschichten in dem Buch erfahren und sie Klara vorlesen zu können. Doch H. wurde vor Heimweh immer unglücklicher und aß kaum noch etwas. Sie traute sich nicht, jemandem etwas über ihren Kummer zu erzählen. Großmama bemerkte ihren Kummer, und da H. auch ihr nichts über den Grund sagen wollte, ermunterte sie H., abends zu beten und Gott ihren Kummer zu erzählen, ihn auch um Hilfe zu bitten. Das half H. eine Weile, doch nach Großmamas Abreise wurde ihr Heimweh übermächtig. Plötzlich hieß es, es spuke im Hause. Jeden Morgen fand man die Haustür offen vor, so sehr man sie auch abends verriegelt hatte. Die Diener Sebastian und Johann legten sich nachts auf die Lauer, und Johann sah tatsächlich, wie ein weißes Gespenst die Treppe hinaufhuschte. Fräulein Rottenmeier schrieb Herrn Sesemann einen Brief, und dieser reiste an, um der Sache auf den Grund zu gehen. Er bezog zusammen mit einem alten Freund, dem Doktor Claasen, die Nachtwache, und die beiden entdeckten, dass H. nachts als Mondsüchtige (Schlafwandlerin) die Haustür öffnete. Der Arzt fand schnell den Grund heraus: H.s übermächtiges Heimweh, das sie jede Nacht von Alm-Öhis Sennhütte und vom Rauschen der Tannen hinter der Hütte träumen ließ. Er verordnete ihr die sofortige Heimreise auf die Alm. Herr Sesemann war vernünftig genug, um schon am nächsten Tag H.s Heimreise in die Wege zu leiten. Sebastian begleitete sie bis nach Mayenwald. Dort nahm der Bäcker sie auf seinem Wagen mit zum hinauf zum Dörfli, und sie stieg sofort zu Peters Großmutter hinauf, in banger Erwartung, ob sie sie noch lebend antreffen würde. Doch sie lebte noch und verging fast vor Freude über H.s Rückkehr. H. hatte ihr auch Weißbrot aus Frankfurt mitgebracht, weil die Alte das billige Schwarzbrot so schlecht vertrug. Dann stieg H. hinauf zum Alm-Öhi, der wie ehedem auf der Bank vor seiner Hütte saß und vor Freude zum ersten Mal seit vielen Jahren weinen musste. H. erzählte ihm vom Beten, wie sie es von der Frankfurter Großmama gelernt hatte, und las ihm die Geschichte vom verlorenen Sohn vor. Ein Volltreffer: In der Nacht stieg der Großvater immer wieder zu H.s Heubett hinauf, um nachzusehen, ob sie vielleicht wieder mondsüchtig würde – Herr Sesemann hatte ihn in einem Brief gewarnt. Doch er fand das Mädchen friedlich schlafend, und aus Dank rang er sich ein Gebet ab. Am folgenden Sonntag legte er seinen Sonntagsstaat an, den H. noch nie gesehen hatte, und ging mit H. ins Dörfli hinab in die Kirche, was dort großes Aufsehen erregte. Er besuchte seinen alten Nachbarn, den Pfarrer, und versprach ihm, im Winter Quartier im Dörfli zu nehmen und H. zur Schule gehen zu lassen. Alle waren froh, ihn wieder im Dörfli zu sehen, doch am glücklichsten war Peters Großmutter, als ihr Nachbar nach vielen Jahren der Sprachlosigkeit zu ihr hereinkam und sie begrüßte. & Johanna Spyri: Heidi, Bd. 1: Heidis Lehr- und Wanderjahre. Kinderroman, Schweiz 1880

Heimweh: 1) *Heidi wurde in Frankfurt vom H. immer unglücklicher, aß kaum noch etwas und wurde zuletzt mondsüchtig. & Johanna Spyri: Heidi, Bd. 1: Heidis Lehr- und Wanderjahre. Kinderroman, Schweiz 1880

Heiratsantrag: 1) Auf dem Weg nach Mekka machten der in einen Storch verwandelte *Kalif und sein Großwesir in der Ruine eines alten Palastes Rast. Dort trafen sie eine weinende Eule, die ihre Sprache sprach und sich als verzauberte indische Prinzessin vorstellte. Der Kalif musste ihr später einen H. machen, um eine wichtige Information zu bekommen. –

Inquisitor: Anno 1327 kam mit einer päpstlichen Delegation der I. Bernard Gui in ein einsam in den Bergen gelegenes Cluniazenser-*Kloster in Norditalien. Da es im Kloster Morde gegeben hatte, begann er – neben dem Franziskanermönch William von Baskerville –  mit Ermittlungen, konzentrierte sich aber auf einige ehemalige Mystiker und Ketzer, die im Kloster Zuflucht gefunden hatten, sowie auf ein dort nächtlich verkehrendes Bauernmädchen, das er alsbald als Hexe „entlarvte“ und zum Tode verurteilte.

Intellektueller: In der Silvesternacht 1931/32 in *Berlin entschloss sich das Mädchen Doris, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen. Der Mann, ein schüchterner Intellektueller namens Ernst, der gerade von seiner Frau verlassen worden war, nahm sie aus Mitleid mit nach Hause und wollte gar nicht mit ihr schlafen.

Intendant: *Rundfunk

Inzest: *Ödipus gelang es, das Rätsel der Sphinx zu lösen und so Theben von der Sphinx zu befreien. Zur Belohnung wurde er zum König von Theben ernannt und bekam Iokaste, seine leibliche Mutter, zur Frau. Die Prophezeiung vom I. erfüllte sich. Von ihrer Verwandtschaft nichts wissend, hatten die beiden vier Kinder miteinander. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Iokaste: *Ödipus gelang es, das Rätsel der Sphinx zu lösen und so Theben von der Sphinx zu befreien. Zur Belohnung wurde er zum König von Theben ernannt und bekam I., seine leibliche Mutter, zur Frau. Die Prophezeiung vom Inzest erfüllte sich. Von ihrer Verwandtschaft nichts wissend, hatten die beiden vier Kinder miteinander. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Junge: Bekannte Jungenfiguren sind *Émile (J. J. Rousseau, F 1762); *Zwerg Nase (W. Hauff, D 1826); *Oliver Twist in London (Ch. Dickens, GB 1837); *David Copperfield (Ch. Dickens, GB 1849); der *Schiffsjunge Dick Sand (J. Verne, F 1878); Jack auf der *Schatzinsel (R. L. Stevenson, GB 1881); Mogli im *Dschungel (R. Kipling, GB 1894); der Waisenjunge Dick Harding in *London (E. Nesbit, GB 1909); *Kai aus der Kiste in Berlin (W. Durian, D 1924); *Emil als Detektiv in Berlin (E. Kästner, D 1929); *Kalle Blomqvist, der Meisterdetektiv (A. Lindgren, S 1946); *Memed, der türkische Bauernjunge und spätere Räuber (Y. Kemal, T 1955); Tobbi, der Erfinder des *Fliewatüüts (B. Lornsen, BRD 1967); die Grünhaut Atréju in *Fantasien (M. Ende, BRD 1979); der Büchernarr Bastian Baltasar Bux in *Fantasien (M. Ende, BRD 1979); Adson von Melk im *Kloster (U. Eco, I 1980). Vgl. *Kinder; *Mädchen

Juwelen: Zur Zeit König Ludwigs XIV. beunruhigten mehrere Mordserien die Stadt Paris: Zuerst eine Reihe von Giftmorden; dann wurden regelmäßig Männer, die nachts unterwegs waren, um ihre Geliebte mit einem J.-Geschenk zu überraschen, unterwegs überfallen, erstochen und ausgeraubt. Man vermutete eine Bande dahinter, und ein Sondertribunal rief nach neuen Vollmachten. Der König zögerte jedoch. Man beschwor ihn, im Namen der Galanterie den verängstigten Kavalieren beizustehen. Als der König sie nach ihrer Meinung dazu fragte, erwiderte das Fräulein von Scuderi, eine alte Dichterin, bei Hofe: Ein Liebhaber, der die Diebe fürchte, sei der Liebe nicht würdig. In der Nacht nach diesem Vorfall klopfte es am Tor des Fräuleins, und ein junger Mann begehrte heftig Einlass. Da die Haushälterin ihn nicht zu ihrer Herrin vorließ und draußen eine Wache erschien, übergab er ihr hastig ein Kästchen für das Fräulein und entfloh. In dem Kästchen befanden sich perfekt gearbeitete J. sowie ein Zettel, in dem „die Unsichtbaren“ dem Fräulein von Scuderi ihre Verehrung ausdrückten. Die Scuderi begab sich mit dem Schmuck zu ihrer Freundin bei Hofe, und die erkannte darin ein Werk des berühmten Goldschmieds Cardillac. Cardillac wurde gerufen, erkannte seine J., behauptete, sie seien ihm vor Kurzem gestohlen worden. Er bestand darauf, dass das Fräulein sie behalten solle, da er es hoch verehre. Einige Tage später fuhr das Fräulein von Scuderi mit einer Glaskutsche über den Pont neuf. Im Gedränge näherte sich ein junger Mann der Kutsche und warf dem Fräulein einen Zettel zu. Die Haushälterin erkannte den Mann wieder, der das Kästchen gebracht hatte. Auf dem Zettel stand, das Fräulein solle die J. so schnell wie möglich zu Cardillac bringen; andernfalls sei ihr Leben in Gefahr. Das Fräulein schaffte es aber erst am übernächsten Morgen, zu Cardillac zu fahren. Vor dessen Haus war großer Aufruhr: Cardillac war offenbar in der Nacht zuvor erstochen worden, und Desgrais, der Chefermittler des Sondertribunals, führte dessen Gehilfen Olivier Brusson als Tatverdächtigen ab, obwohl Cardillacs Tochter Madelon dessen Unschuld beteuerte. Die Scuderi nahm das verzweifelte Mädchen zu sich, und Madelon konnte das Fräulein von der Unschuld Oliviers, der ihr Geliebter war, überzeugen. Die Scuderi bewirkte, dass sie Olivier im Gefängnis besuchen durfte, und musste entsetzt feststellen, dass er der junge Mann war, der das Kästchen und den Zettel gebracht hatte, der also offenbar doch mit der Räuberbande zu tun hatte. Nun glaubte sie doch an dessen Schuld. Tage später meldete sich Desgrais bei ihr und berichtete, Brusson, der nach wie vor leugne, wolle unbedingt das Fräulein von Scuderi sprechen. Desgrais hoffte, Brusson werde der Scuderi endlich das Geheimnis der Räuberbande verraten, und bat sie um Mithilfe. Sie willigte ein. Man führte Brusson nachts in das Haus der Scuderi, und er gab sich als Sohn einer armen Ziehtochter der Scuderi zu erkennen, der 23 Jahre zuvor mit seinen Eltern nach Genf gezogen war. Er enthüllte nun der Scuderi Folgendes: – Er hatte eines Nachts seinen Meister Cardillac bei einem tödlichen Raubüberfall ertappt. Niemand anderes als Cardillac war der lange gesuchte Täter. Es war Brusson aber nicht möglich, die Wahrheit aufzudecken, weil diese seine geliebte Madelon in tödliche Verzweiflung stürzen musste. Cardillac hatte ihm gegenüber zugegeben, dass eine Art Dämon ihn zwinge, alle, für die er J. gemacht hatte, zu töten und ihnen die J. wieder abzunehmen. Cardillac hatte Brusson gebeten, die besten J., die er jemals gemacht, dem Fräulein von Scuderi zu bringen. Da er die Dichterin so hoch verehrte, hatte er gehofft, auf diese Weise den bösen Dämon besiegen zu können. Das hatte nicht geklappt; nach ein paar Tagen hatte es Cardillac dann doch getrieben, das Fräulein von Scuderi umzubringen. Um das zu verhindern, war Brusson ihm durch seinen Geheimgang gefolgt. Kurz vor dem Haus der Scuderi hatte sich Cardillac auf einen zufällig vorbei kommenden Offizier gestürzt und war von diesem schwer verletzt worden. Brusson hatte ihn nach Hause getragen, wo er der Verletzung erlegen war. – Zum Glück meldete sich der Offizier bei der Scuderi. Mit Hilfe seiner Aussage konnten die Scuderi und ein Rechtsanwalt das Verfahren gegen Brusson verzögern. Mit einem Auftritt bei Hofe gelang es der Scuderi dank ihrer mitreißenden Erzählkunst, den König für den ganzen Fall mit allen seinen Verwicklungen zu interessieren. Der König wünschte, Madelon zu sehen, und war ganz entzückt von ihrer Schönheit. Er stellte nun selber Ermittlungen an und verfügte nach einem Monat Oliviers Freilassung. Überglücklich konnten Olivier und Madelon einander in die Arme schließen und heiraten. & Ernst Theodor Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi. Erzählung (Kriminalnovelle), Deutschland 1820

Kalif: Kalif Chasid von Bagdad war guter Laune, als der Großwesir zu ihm kam. Dieser war traurig, weil ein fahrender Krämer wunderschöne Waren auf der Straße anbot und er kein Geld übrig hatte, um sich etwas zu kaufen. Der Kalif ließ den Krämer in den Palast holen und kaufte schließlich zwei prächtige Pistolen für sich selbst und den Wesir und einen goldenen Kamm für dessen Frau. In einer Schublade entdeckte er noch eine Dose mit einem geheimnisvollen schwarzen Pulver und ein Pergament mit einer fremdartigen Schrift. Er kaufte auch diese Dinge und ließ einen Gelehrten kommen, um die fremde Schrift zu entziffern. Dieser erkannte, dass sie lateinisch war, und übersetzte sie wie folgt: „Wenn Du das Pulver schnupfst und dazu das Wort ‹Mutabor› ausspricht, verwandelst du dich in ein beliebiges Tier und kannst die Sprache der Tiere verstehen. Um dich wieder zurück zu verwandeln, musst Du dich dreimal nach Osten bücken und das Zauberwort sprechen. Lachst du aber während der Verwandlung, vergisst du das Zauberwort und muss immer ein Tier bleiben.“ Am nächsten Morgen gingen der Kalif und der Großwesir vor die Stadt zu einem Teich, wo sich zwei Störche befanden, nahmen von dem Schnupfpulver und verwandelten sich in Störche. Tatsächlich konnten sie das Gespräch der anderen beiden Störche verfolgen. Als einer davon einen wunderlichen Tanz aufführte, mussten die beiden Verwandelten laut lachen. Danach hatten sie das Zauberwort vergessen und konnten sich nicht mehr in Menschen zurückverwandeln. Nach einigen Tagen sahen sie von einem Dach aus zu, wie ein neuer Herrscher in die Stadt einzog und das Volk dem Herrscher Mizra huldigte. Da erkannte Kalif Chasid, wer ihm die Sache eingebrockt hatte: Mizra war der Sohn des Zauberers Kaschnur, der dem Kalifen einst Rache geschworen hatte. Die beiden Störche machten sich auf dem Weg nach Mekka, um am Geburtsort des Propheten vielleicht Rettung zu finden. Unterwegs machten sie in der Ruine eines alten Palastes Rast. Dort trafen sie eine weinende Eule, die ihre Sprache sprach und sich als verzauberte indische Prinzessin vorstellte. Auch sie war von Kaschnur verzaubert und entführt worden, weil ihr Vater sie nicht hatte Kaschnurs Sohn zur Frau geben wollen. Die Eule konnte nur wieder frei kommen, wenn ihr jemand einen Heiratsantrag machen würde. Sie wusste aber, dass der Zauberer und seine Kumpanen gelegentlich in einem Saal der Ruine feierte, und dass sich die Zauberer bei dieser Gelegenheit ihre Abenteuer zu erzählen pflegten; vielleicht würde einer dann das Zauberwort für die Störche aussprechen. Diesen Saal zeigte sie den beiden Störchen aber nur unter der Bedingung, dass einer sie zur Frau nehmen müsse. Nach einer Beratung mit seinem Wesir erklärte sich der Kalif widerstrebend dazu bereit. Die Zauberer erschienen noch in der selben Nacht, und die Störche, die die Szene beobachteten, erkannten unter ihnen den Krämer wieder. Dieser erzählte in der Tat seine Geschichte von dem Schnupfpulver und der Schrift und plauderte auch das Zauberwort ‹Mutabor› aus. So konnten sich die Störche zurückverwandeln, und die Eule verwandelte sich in eine schöne Prinzessin, die der Kalif erfreut zur Frau nahm. Sie fuhren nach Bagdad, und der Kalif ließ den Zauberer Kaschnur aufhängen und verwandelte seinen Sohn Mizra in einen Storch, den er in einen Käfig sperrte. & Wilhelm Hauff: Märchen. Die Geschichte vom  Kalif Storch. Deutschland 1825

Kaschnur: Der in einen Storch verwandelte *Kalif musste mit ansehen, wie M., der Sohn des Zauberers Kaschnur, zum neuen Herrscher von Bagdad ausgerufen wurde.

Kassiopeia: Die Schildkröte K.  tauchte beim Mädchen *Momo auf…

Kästchen: In der Nacht klopfte es am Tor des Fräuleins von Scuderi, und ein junger Mann begehrte heftig Einlass. Da die Haushälterin ihn nicht zu ihrer Herrin vorließ und draußen eine Wache erschien, übergab er ihr hastig ein K. für das Fräulein und entfloh. In dem K. befanden sich äußerst kostbare, perfekt gearbeitete *Juwelen.

Kätzchen: Von ihrem Ausflug zum Kirchturm brachte *Heidi zwei junge K. ins Haus Sesemann. Fräulein Rottenmeier bekam deshalb eine Panikattacke.

Ketzer: Anno 1327 hatten einige ehemalige Mystiker und Ketzer, darunter der berühmte Ubertin von Casale, in einem einsam gelegenen Cluniazenser-*Kloster in Norditalien Zuflucht gefunden. Dort entdeckte sie der britische Franziskanermönch William von Baskerville und später leider auch der päpstliche Inquisitor Bernard Gui.

Kinder: Bekannte K.-Paare (Geschwister) sind *Hänsel und Gretel (Grimms Märchen); die K. von *Arden (E. Nesbit)… – Einzelne K.: *Junge, *Mädchen. – K. als Gruppe: 1) Die Marketenderin Anna Fierling, genannt Mutter Courage, zog im *Dreißigjährigen Krieg mit ihrem Planwagen und ihren drei Kindern im Tross der evangelischen Armee mit. & Mutter Courage und ihre Kinder. Tragödie v. Bertolt Brecht, Schweiz 1941 – 2) Nirgendwo konnten die K. so gut spielen wie im alten Amphitheater beim Mädchen *Momo. Später veranstalteten Momo und die K. einen Demonstrationszug durch die Stadt, um die Erwachsenen über die Machenschaften der grauen Herren und ihrer „Zeit-Spar-Kasse“ aufzuklären. Später sorgten die grauen Herren dafür, dass alle „vernachlässigten“ K. in K.-Depots gesperrt und dort zu nützlichen Spielen angeleitet wurden.

Kirche: Der Alm-Öhi zog seinen Sonntagsstaat an, den *Heidi noch nie gesehen hatte, und ging mit seiner Enkeltochter nach unten ins Dörfli in die K.

Kirchturm: *Heidi bestieg in Frankfurt einen K., um das ganze Tal überblicken und etwas anderes als Steinwände sehen zu können. Vom Türmer bekam sie zwei Kätzchen geschenkt.

Klara: Anderntags kam überraschend Dete zum Alm-Öhi und nahm die achtjährige *Heidi mit sich nach Frankfurt. Dete hatte in F. die reiche Familie Sesemann kennen gelernt. Klara, die zwölfjährige Tochter des Geschäftsmannes Sesemann, saß gelähmt im Rollstuhl und wünschte sich eine Spielgefährtin.

Kloster:2) Der britische Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger öster­reichischer Schüler, der Novize Adson von Melk, erreichten 1327 ein einsam in den Bergen gelegenes Clunia­zenserkloster in Norditalien. William sollte dort ein Streitgespräch zwischen dem Franziskaner­general Michael von Cesena und einer Delegation des Papstes vorbereiten. Noch vor dem Klostertor lieferte er eine Kostprobe seines detektivischen Scharfsinnes ab, indem er ein entlaufenes *Pferd beschreiben konnte, ohne es gesehen zu haben. Kurz vor seiner Ankunft war einer der Mönche unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen; der Abt bat William, den Fall aufzuklären. William erkannte gleich, dass der Mönch ermordet worden war. Kurz danach wurden zwei weitere junge Mönche ermordet aufgefunden; beide mit Symptomen einer Ver­giftung. Einige Indizien deuteten auf eine Beziehungstat unter Homosexuellen hin, doch William glaubte nicht daran. Die älteren Mönche deuteten die Mordserie als Vorzeichen der Apokalypse, weil es in der Inszenie­rung der Leichen Parallelen zur Offenbarung des Johannes gab. Der dritte Tote war Gehilfe des Bibliothekars gewesen. William verfolgte eine Spur, die auf die Bibliothek des Klosters hindeutete. Diese war berühmt, weil sie viele äußerst seltene Abschriften von Werken antiker Autoren enthielt. Nur der Bibliothekar und sein Gehilfe hatten Zugang zum Magazin der Bibliothek und wussten, wie man die Bücher dort fand. Adson begegnete eines Nachts in der Küche einem Bauernmädchen aus dem Dorf, das gelegentlich auf geheimen Wegen ins Kloster kam, um beim Cellerar ihre weiblichen Reize gegen Nahrungsmittel einzutauschen; die beiden verbrachten eine rauschende Liebesnacht miteinander. Unterdessen trafen Michael von Cesena und die päpstliche Delegation im Kloster ein, darunter der berüchtigte Inquisitor Bernard Gui. Dieser begann ebenfalls mit Ermittlungen, konzentrierte sich aber auf einige ehemalige Mystiker und Ketzer, die im Kloster Zuflucht gefunden hatten, sowie auf den Cellerar und das Bauernmädchen, das er alsbald als Hexe „entlarvte“ und zum Tode verurteilte. Während des Prozesses wurde der Botanikus Severin erschlagen, kurz nachdem er William eine Nachricht hatte zukommen lassen. In seiner Werkstatt stieß Adson auf ein merkwürdiges Buch, das kurze Zeit später wieder verschwand. William ermittelte, dass der Bibliothekar Severin erschlagen haben musste, und dass es dabei um dieses Buch gegangen war. Anderntags starb auch der Bibliothekar, offenbar vergiftet. In der Nacht drangen William und Adson in die Bibliothek ein, und es gelang ihnen, das Geheimnis ihres Labyrinths zu entschlüsseln und bis in den innersten Raum vorzudringen. Dort wartete der blinde Mönch Jorge von Burgos auf sie, die graue Eminenz des Klosters, auf dem Tisch das geheimnisvolle Buch: Es war das verschollene zweite Buch des Aristo­teles zur Poetik, das von der Komödie handelt. William rührte es nicht an, da er bereits erraten hatte, dass die Buchseiten vergiftet und alle, die darin geblättert hatten, gestorben waren. Jorge bekannte sich zu den Morden; die Schrift des Aristoteles sei so antichristlich, dass unbefugte Leser nur durch physisches Gift vor dem geistigen Gift des Buches geschützt werden könnten. Jorge löschte die Lampe und war als Blinder im Dunkeln im Vorteil; es gelang ihm, das Buch zu verbrennen, wobei die ganze Bibliothek Feuer fing. Das Feuer griff schließlich auch auf die Kirche über und vernichtete das ganze Kloster. Das verurteilte Bauernmädchen konnte im Chaos entkommen, der Inquisitor kam ums Leben. & Umberto Eco: Der Name der Rose (Il nome della rosa), Roman, Italien 1980 (dt. 1982 v. Burkhart Kroeber) – Verfilmt v. Jean-Jaques Annaud, BRD/Frankreich/Italien 1986

Köln: 1) Der Kölner *Rundfunkredakteur Dr. Murke fuhr jeden Morgen mit dem Paternoster…

König: Zur Zeit König Ludwigs XIV. beunruhigten mehrere Mordserien die Stadt Paris: Zuerst eine Reihe von Giftmorden; dann wurden regelmäßig Männer, die nachts unterwegs waren, um ihre Geliebte mit einem *Juwelen-Geschenk zu überraschen, unterwegs überfallen, erstochen und ausgeraubt. Man vermutete eine Bande dahinter, und ein Sondertribunal rief nach neuen Vollmachten. Der K. zögerte jedoch. Man beschwor ihn, im Namen der Galanterie den verängstigten Kavalieren beizustehen. Als der K. sie nach ihrer Meinung dazu fragte, erwiderte das Fräulein von Scuderi, eine alte Dichterin, bei Hofe: Ein Liebhaber, der die Diebe fürchte, sei der Liebe nicht würdig.

Korinth: Das Orakel von Delphi prophezeite Laios, dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von K. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Kornsack: Der junge Kirgise Danijar, der als verwundeter Soldat in den Aul, das Kirgisendorf, gekommen war, die junge Kirgisin Dshamilja und der halbwüchsige Said, jüngerer Bruder von Dshamiljas Verlobtem, mussten im Zweiten Weltkrieg Kornsäcke aus dem Aul mit Pferde-*Wagen zur Bahnstation transportieren. Dshamilja und Said spielten Danijar, dem Sonderling, einen üblen Streich: Sie deponierten unter seinen Kornsäcken einen überschweren Zwei-Zentner-Sack. In der Bahnstation musste jeder Sack über einen schwankenden Steg zur Spitze des Kornspeichers getragen werden. Danijar lud sich den Zwei-Zentner-Sack auf, verweigerte jede Hilfe und trug ihn schwankend bis nach oben, obwohl sein verwundetes Bein immer wieder versagte. Alle bangten mit ihm und befürchteten, dass er abstürzt, doch er schaffte es. Dshamilja hatte danach ein furchtbar schlechtes Gewissen ihm gegenüber. [Schlüsselszene aus:] & Tschingis Aitmatow: Dshamilja. Erzählung, UdSSR 1958 (*Wagen)

Krämer: Der *Kalif Chasid ließ den Krämer, den sein Großwesir gesehen hatte, in den Palast holen und kaufte schließlich zwei prächtige Pistolen für sich selbst und den Wesir und einen goldenen Kamm für dessen Frau. In einer Schublade entdeckte er noch eine Dose mit einem geheimnisvollen schwarzen Pulver und ein Pergament…

Kunst: Ein *Rundfunk-Redakteur zuckte jedes Mal hysterisch zusammen, wenn er das Wort »K.« hörte.

Labyrinth: Die berühmte Bibliothek eines Cluniazenser-*Klosters in Norditalien war wie ein L. angelegt, um zu verhindern, dass wissenshungrige Mönche dort eigenmächtig nach seltenen Büchern forschen konnten. Dem Franziskanermönch William von Baskerville gelang es, das Geheimnis des L. zu entschlüsseln und in den geheimen Innenraum »Finis Africae« vorzudringen.

Lachen: Mit einem Zauberpulver und einem Zauberwort verwandelten sich *Kalif Chasid und sein Großwesir in Störche. Da sie während der Verwandlung lachen mussten, vergaßen sie das Zauberwort und konnten sich nicht mehr zurück verwandeln.

Laios: Das Orakel von Delphi prophezeite L., dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Lehrer: L. als Hauptpersonen kommen vor bei & Heinrich Mann: Professor Unrat. Roman, Deutschland 1905 (s. u.) –  & Ödön v. Horváth: Jugend ohne Gott. Roman, A 1937 (s.u.) – & Hermann Kant: Die Aula. Roman, DDR 1965 –  & Alfred Wellm: Pause für Wanzka oder die Reise nach Descansar. Roman, DDR 1968 – & Tschingis Aitmatow: Ein Tag länger als das Leben. Roman, UdSSR 1981 (*Steppe).

Lehrer (1905): Der alte L. Professor Raat wurde von den meisten Schülern, Ex-Schülern und sogar von Kollegen »Unrat« genannt, da er sich immer aufregte, wenn er dieses Wort hinter seinem Rücken rufen hörte. Professor Unrat war ein Tyrann und von Hass gegen seine Schüler und die ganze Hafenstadt erfüllt. Er sah es als seine Lebensaufgabe an, Schüler – vor allem die Sprösslinge angesehener und wohlhabender Familien – mit unlösbaren Klausur­aufgaben „hineinzulegen“, ihnen die Karriere zu erschweren und vor allem diejenigen zu „fassen“, die ihn Unrat genannt hatten. Eines Tages erwischte er den Schüler von Ertzum, der eindeutig in seine Richtung „Unrat“ gerufen hatte, und drohte ihm an, ihm die geplante Offizierslaufbahn zu verbauen. Ertzums Freund Lohmann ging, um diesen zu schützen, zum Gegenangriff über, lieferte bei der Deutsch­klausur, in der es um Schillers Drama „Die Jungfrau von Orleans“ ging, eine provozierend kurze, geistreiche und respektlose Antwort auf die hinterlistige Frage des Lehrers ab und beschwerte sich bei Raat direkt über den Geruch von Unrat. Raat beschloss, dass dieser intelligente, widerborstige und poetisch veranlagte Schüler der bei weitem schlimmste Aufrührer und Erzfeind und unter allen Umständen zu vernichten sei. Lohmann hatte mit der Klausur versehentlich drei Zeilen einer selbstgedichteten Hymne auf die „verruchte Künstlerin Rosa Fröhlich“ abgegeben, bei der er anscheinend verkehrte. Raat machte sich daran, diese Schauspielerin dingfest zu machen, um Lohmann zu vernichten. Er fand sie in einem Tingeltangel namens „Blauer Engel“. Doch bald erlag Raat selber dem Charme der Dame, vor allem ihrer zwanglosen Lebensart, und verliebte sich in sie. Rosa verkehrte unterdessen weiter gelegentlich mit den Schülern, und bei einer nächtlichen Eskapade dieser Art beschädigten drei von ihnen, darunter Lohmann und von Ertzum, ein Hünengrab. Sie wurden erwischt und vor Gericht gestellt. Raat hielt als Zeuge vor Gericht eine flammende Philippika gegen seine „verkommenen“ Schüler und gegen deren Familien, mit der er sich in der Stadt unmöglich machte, zumal sein eigener Umgang mit Rosa Fröhlich bekannt war. Auch diese hatte einen Auftritt vor Gericht, der das Publikum ebenso beeindruckte wie erheiterte. Raat wurde von seiner Schule entlassen und schloss sich Rosas Tingeltangelbetrieb an. Die beiden eröffneten mit geliehenem Geld ein Spielkasino, in dem Männer aus den besten Familien verkehrten und viel Geld verspielten – Unrats Rache. Rosa versuchte immer wieder, selber eine Liebe für ihr »Unratchen« zu entwickeln, nahm sogar Griechischstunden bei ihm, aber sein destruktives Tyrannentum stieß sie ab. Eines Tages tauchte Lohmann bei ihr auf, und sie flirtete mit ihm; der allerdings blieb auf Distanz. Raat erwischte die beiden, bekam endlich seinen Lohmann zu fassen und entriss ihm die Brieftasche. Als Räuber wurde Raat zusammen mit Rosa festgenommen, und endlich erscholl der „Unrat“-Ruf, der ihm folgte, mit vollem Recht. & Heinrich Mann: Professor Unrat. Roman, Deutschland 1905 (verfilmt unter dem Titel »Der blaue Engel« v. Josef von Sternberg, mit Emil Jannings und der jungen Marlene Dietrich in den Hauptrollen, Deutschland 1931)

Lesen: Als Herr Sesemann wieder abgereist war, kam seine Mutter zu Besuch, Klaras Großmama. Die gewann *Heidi lieb und schaffte es, mit Hilfe von Bilderbüchern Heidis Widerstand gegen das Lesenlernen zu überwinden.

Liebe: *Liebespaare gibt es unzählige in den Erzählungen. Zur L. in einem weiteren Sinne z. B.: 1) Auf einem Pferde-*Wagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe, Lieder, in denen sich seine ganze Liebe zur Heimat, zur Erde und zu Dshamilja  entfaltete. Dshamilja war erschüttert von der Kraft dieser Lieder und lehnte ihren Kopf weinend gegen Danijars Schulter. Sie war voller Glück über die gefundene Liebe und voller Unglück, weil diese Liebe nicht sein durfte. Zeuge der Szene war der halbwüchsige Junge Said, und Said beschloss, das Liebespaar auf dem Wagen in der nächtlichen Landschaft zu malen…

Liebesnacht: Der britische Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger öster­reichischer Schüler, der Novize Adson von Melk, erreichten 1327 ein einsam in den Bergen gelegenes Cluniazenser-*Kloster in Norditalien. Adson begegnete eines Nachts einem Bauernmädchen aus dem Dorf, das gelegentlich auf geheimen Wegen ins Kloster kam, um beim Cellerar ihre weiblichen Reize gegen Nahrungsmittel einzutauschen; die beiden verbrachten eine rauschende L. miteinander.

Lieder: Auf einem Pferde-*Wagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe, Lieder, in denen sich seine ganze Liebe zur Heimat, zur Erde und zu Dshamilja  entfaltete. Dshamilja war erschüttert von der Kraft dieser Lieder und lehnte ihren Kopf weinend gegen Danijars Schulter…

Lohmann, ein Schüler, der dem verhassten *Lehrer Professor Raat, genannt Professor Unrat, die Stirn bot

Mädchen: 1) Bekannte Mädchenfiguren sind *Rotkäppchen (Grimms Märchen); Aschenputtel bei *Frau Holle (Grimms Märchen); Margarete bei *Faust (J. W. Goethe); Lisei, die Tochter des *Puppenspielers (Th. Storm); *Heidi (J. Spyri); das doppelte *Lottchen (E. Kästner); *Pippi Langstrumpf (A. Lindgren); Hatçe, die Geliebte des türkischen Bauernjungen *Memed (Y. Kemal); *Hanni und Nanni (E. Blyton); *Momo (M. Ende); das Bauern-M. im *Kloster (U. Eco). Vgl. *Kinder2) In einem kleinen Amphitheater am Rande einer großen Stadt in Südeuropa quartierte sich eines Tages ein vagabundierendes M. namens *Momo ein. –

Malen: Auf einem Pferdewagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe, Lieder, in denen sich seine ganze Liebe zur Heimat, zur Erde und zu Dshamilja  entfaltete. Dshamilja war erschüttert von der Kraft dieser Lieder und lehnte ihren Kopf weinend gegen Danijars Schulter. Sie war voller Glück über die gefundene Liebe und voller Unglück, weil diese Liebe nicht sein durfte. Zeuge der Szene war der halbwüchsige Junge Said, und Said beschloss, das Liebespaar auf dem Wagen in der nächtlichen Landschaft zu malen…

Manieren: Die Haushälterin des Hauses Sesemann in Frankfurt fühlte sich betrogen, weil die achtjährige *Heidi keine Ahnung von großbürgerlichen M. hatte.

Meister Hora: Die Schildkröte Kassiopeia führte das Mädchen *Momo sicher ins Nirgend-Haus zu M. H., wo sie ein köstliches Frühstück genoss. Aus diesem Haus kam, wie M. H. ihr sagte, die Zeit aller Menschen, und M. H. teilte jedem Menschen seine Zeit zu. Später wurde das Haus von den grauen Herren belagert, und M. H. musste den Strom der Zeit für eine Stunde abstellen.

Mekka: Der in einen Storch verwandelte *Kalif und sein Großwesir machten sich auf den Weg nach Mekka, um dort vielleicht Rettung zu finden.

Mitleid: In der Silvesternacht 1931/32 in *Berlin entschloss sich das Mädchen Doris, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen. Der Mann, ein schüchterner Intellektueller, der gerade von seiner Frau verlassen worden war, nahm sie aus M. mit nach Hause und wollte gar nicht mit ihr schlafen.

Momo: Am Rande einer großen Stadt in Südeuropa gab es ein kleines antikes Amphitheater. Dort quartierte sich eines Tages ein vagabundierendes Mädchen namens Momo ein, das keine Familie hatte. Die Nachbarn freundeten sich mit ihr an, halfen ihr mit Möbeln und Essen und stellten bald fest, dass Momo eine ungewöhnliche Eigenschaft hatte: Sie konnte so gut zuhören, dass Kindern und Erwachsenen die besten Ideen kamen, dass Zögernde zu einem Entschluss kamen, Schüch­terne mutig wurden und Zer­strittene sich versöhnten. Momos engste Freunde waren der schweig­same, wunderliche Beppo Straßenkehrer und der quirlige, leichtfertige Gigi Fremdenführer. Gigi erzählte den wenigen Touristen, die dort hin kamen, gerne die phan­tastischsten Geschichten, und dank Momo fielen ihm immer bessere Geschichten ein. In der Stadt jedoch vollzog sich ein schrecklicher Wandel: Die Menschen wurden immer gehetzter und un­freundlicher. Dahinter steckten die grauen Herren, die sich als Agenten der „Zeit-Spar-Kasse“ ausgaben und die Menschen dazu überredeten, Zeit für die Zukunft zu sparen, indem sie alle angeblich überflüssigen, nutzlosen Tätigkeiten aufgaben. Einer davon sprach eines Tages Momo an und versuchte, auch sie zum Zeitsparen zu überreden, wobei er ständig eine Zigarre rauchte. Momo hörte ihm zu, und so kam es, dass er ihr das Geheimnis der grauen Herren verriet: In Wirklichkeit sparten sie die Zeit der Menschen nicht für diese auf, sondern stahlen sie und lebten davon. Momo erzählte ihr Erlebnis ihren Freunden und den Kindern. Die Kinder, die bereits gemerkt hatten, wie sehr sie von ihren Eltern vernachlässigt wurden, zogen in einem Demonstrationszug durch die Stadt, um die Erwachsenen zum Amphitheater einzuladen und dort über die Machenschaften der „Zeit-Spar-Kasse“ aufzuklären. Doch kein Erwachsener erschien zur Versammlung. Die Kinder und auch Beppo und Gigi ließen Momo allein. Spät in der Nacht tauchte die Schildkröte Kassiopeia bei Momo auf. Sie Sie konnte stets die nächste halbe Stunde voraussehen und sprach mit Momo, indem sie Wörter auf ihrem Panzer erscheinen ließ. Auf verschlungenen Wegen führte sie Momo quer durch die große Stadt. Beppo Straßenkehrer, der zu einer Nachtschicht auf die große Müllhalde der Stadt kommandiert worden war, wurde dort Zeuge einer Versammlung von grauen Herren: eine Gerichtsverhandlung, bei der der Agent, der Momo angesprochen hatte, wegen Hochverrats zum Entzug sämtlicher Zeit verurteilt wurde. Man entriss ihm seine Zigarre, und er löste sich in Rauch auf. Vorher allerdings hatte er die anderen vor Momo und ihrer ungewöhnlichen Fähigkeit gewarnt. Die grauen Herren fuhren zum Amphitheater, fanden Momo nicht und starteten eine große Suchaktion. Kassiopeia führte Momo sicher ins Nirgend-Haus zu Meister Hora, wo sie ein köstliches Frühstück aus Semmeln, Butter, Honig und Trinkschokolade genoss. Aus diesem Haus kam, wie Meister Hora ihr sagte, die Zeit aller Menschen, und Meister Hora teilte jedem Menschen seine Zeit zu. Mit seiner Allsichtbrille konnte er alles sehen, was draußen vor sich ging. Er zeigte Momo die Stunden-Blumen in ihrem eigenen Herzen: Ihre Zeit nahm dort die Gestalt herrlicher Blumen an, die jeweils für eine Stunde aus einem dunklen Teich aufsteigen und wieder verblühen. Eine von oben kommende Säule aus klingendem Licht lässt die Stunden-Blumen entstehen. Im Klang dieses Lichts hörte Momo Gold, Silber und alle Metalle singen und sogar die Sonne, den Mond und die Sterne zu ihr sprechen. Da sie ihren Freunden erzählen und vorsingen wollte, was sie gehört hatte, ließ sie sich von Meister Hora in einen einjährigen Schlaf versetzen. Mit dem Gefühl, dass nur ein Tag vergangen sei, wachte sie in ihrem Amphitheater wieder auf und fand ihre Freunde nicht mehr wieder – nur Kassiopeia, die Schildkröte. Gigi Fremdenführer war plötzlich berühmt geworden, trug seine Geschichten im Fernsehen vor, und da ihm keine neuen mehr einfielen, erzählte er auch die, die er nur für Momo gedichtet hatte, und begann schließlich, alle Geschichten ein zweites Mal zu erzählen, wobei er alle Selbstachtung verlor. Beppo Straßenkehrer hatte der Polizei von Momos angeblicher Entführung durch die grauen Herren erzählt und wurde in ein Sanatorium gesteckt. Dort machte ihm ein grauer Herr eines Nachts das Angebot, er könne gegen 100.000 Stunden eingesparter Zeit Momo freikaufen. Man ließ ihn laufen, und er dachte nur noch ans Straßenkehren und Zeitsparen. Die Kinder wurden alle in Kinder-Depots gesteckt, wo man sie den ganzen Tag zu nützlichen Spielen anhielt. Momo erfuhr diese Dinge von Nino, dem Wirt, der inzwischen ein Schnellrestaurant führte. Nino saß an der Kasse, und um mit ihm sprechen zu können, musste sich Momo dreimal in die Schlange der Gäste stellen und wurde stets schon nach wenigen Sätzen von den Wartenden weitergeschoben. Momo ging zu Gigis Villa auf dem Grünen Hügel. Gigis Auto kam herausgefahren, es gab ein kurzes, trauriges Wiedersehen, Gigi nahm Momo auf der Fahrt zum Flugplatz mit, aber seine Sekretärinnen hinderten ihn daran, privat mit Momo zu sprechen. Weil alles so schnell gegangen war, hatte sie auch Kassiopeia verloren und war nun völlig allein. Auch den Weg zu Meister Hora fand sie nicht. Monate später umstellten sie die grauen Herren um Mitternacht auf einem großen, leeren Platz und boten ihr an, ihr alle Freunde zurückzugeben, wenn sie sie zu Meister Hora führen würde. Dort wollten sie sich die gesamte Zeit aller Menschen aneignen und nur Momo und ihre Freunde verschonen. Momo sagte ihnen, nur die Schildkröte Kassiopeia kenne den Weg. Als die Herren weg waren, tauchte Kassiopeia wieder auf und führte Momo zu Meister Hora. Leider zeigte sie dabei auch den grauen Herren, die den beiden insgeheim folgten, den Weg. Die grauen Herren belagerten das Nirgend-Haus. Ihre Zigarren bestanden, wie Meister Hora wusste, aus getrockneten Stunden-Blumen. In der Not entschloss er sich dazu, den Strom der Zeit anzuhalten. Die ganze Welt blieb stehen; nur die grauen Herren, Kassiopeia und Momo konnten sich noch bewegen – Momo hatte eine Stunden-Blume in der Hand. Sie hatte eine Stunde Zeit, um die grauen Herren zu besiegen und die von ihnen gestohlene und eingefrorene Zeit der Menschen zu befreien. Die grauen Herren zogen sich in ihre Zentrale zurück und Momo folgte ihnen. Unterwegs in der Stadt traf sie Beppo Straßenkehrer wieder: aber erstarrt. In ihrer unterirdischen Zentrale dezimierten sich die grauen Herren selbst bis auf sechs Mann, um die Notzeit länger überstehen zu können. Momo schlich sich an ihnen vorbei und schloss mit Hilfe ihrer Stunden-Blume die Tür zum Zeitspeicher, wo alle geraubten Stunden-Blumen in gefrorenem Zustand lagen. Auf der Jagd nach Momo und ihrer Stunden-Blume verloren die sechs Herren ihre Zigarren und lösten sich auf. Momo öffnete die Tür, die Stunden-Blumen tauten auf und kehrten wie ein warmer Frühlingswind zu ihren Menschen zurück. Alle Menschen hatten plötzlich ganz viel Zeit. Momo traf Beppo wieder, und beide gingen glücklich zum Amphitheater, wo Gigi und alle Freunde schon auf sie warteten. & Michael Ende: Momo. Roman, BRD 1973 (verfilmt v. Johannes Schaaf, BRD 1986)

mondsüchtig: *Heidi wurde in Frankfurt vom Heimweh immer unglücklicher, aß kaum noch etwas und wurde zuletzt mondsüchtig. Sie öffnete jede Nacht die Haustür von innen.

Mordserie: 1)  Zur Zeit Ludwigs XIV. wurden in Paris Höflinge und reiche Edelleute, die beim Goldschmied Cardillac *Juwelen gekauft haben, regelmäßig nachts des Schmuckes beraubt und ermordet. 2) Anno 1327 wurden in einem Cluniazenser-*Kloster in Norditalien mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen vergiftet. Die älteren Mönche deuteten die M. als Vorzeichen der Apokalypse, weil es in der Inszenie­rung der Leichen Parallelen zur Offenbarungdes Johannes gab.  Dem Franziskanermönch William von Baskerville und seinem Schüler Adson von Melk gelang es, die M. aufzuklären. Die Tatwaffe war ein geheimnisvolles Buch, dessen Seiten vergiftet waren. 3) Kurz nachdem der *Parfumeur Grenouille in Grasse eine Anstellung als Geselle gefunden hatte, begann in der Umgebung eine Serie von Mädchenmorden.

Müllhalde: Beppo Straßenkehrer war zu einer Nachtschicht auf die große M. kommandiert worden. Dort wurde er Zeuge einer Gerichtsverhandlung der grauen Herren. Der Agent, der dem Mädchen *Momo das Geheimnis der grauen Herren verraten hatte, wurde verurteilt und löste sich in Rauch auf.

Murke: Der berühmte Professor Bur-Malottke wollte einen seiner schwülstigen  *Rundfunk-Vorträge überarbeiten lassen, weil darin das Wort »Gott« vorkam. Der Rundfunk­redakteur Dr. Murke bekam die unangenehme Aufgabe, das zu organisieren. Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. Satire v. Heinrich Böll, BRD 1955

Mystiker: Anno 1327 hatten einige ehemalige Mystiker und Ketzer, darunter der berühmte Ubertin von Casale, in einem einsam gelegenen Cluniazenser-*Kloster in Norditalien Zuflucht gefunden. Dort entdeckte sie der britische Franziskanermönch William von Baskerville und später leider auch der päpstliche Großinquisitor Bernard Gui.

Nazi: Ein berühmter Professor, ein zum katholischen Glauben konvertierter ehemaliger N., wollte seine *Rundfunk-Vorträge überarbeiten lassen, weil darin das Wort »Gott« vorkam.

Novize: Der britische Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger öster­reichischer Schüler, der Novize Adson von Melk, erreichten 1327 ein einsam in den Bergen gelegenes Cluniazenser-*Kloster in Norditalien. William sollte dort ein Streitgespräch zwischen dem Franziskanergeneral Michael von Cesena und einer Delegation des Papstes vorbereiten.

Obdachlosigkeit: In *Berlin brachte sich das Mädchen Doris illegal über die Runden, indem sie sich immer wieder von Männern einladen ließ. Selbstkritisch beobachtete sie ihren eigenen Abstieg in die O. und an den Rand der Prostitution. In der Silvesternacht entschloss sie sich, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen.

Ödipus: Das Orakel von Delphi prophezeite Laios, dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen Ödipus. So wuchs Ödipus in Korinth auf, ohne von seiner Herkunft zu wissen. Als ihm ein Orakel verkündete, dass er seinen Vater töten werde, verließ er aus Sorge um seinen vermeintlichen Vater Korinth und machte sich auf den Weg nach Theben. Unterwegs begegnete er an einer Wegekreuzung dem mit kleinem Gefolge reisenden Laios; dieser hielt Ödipus für einen Räuber und wollte ihn nicht durchlassen. Ödipus erschlug ihn und die meisten seiner Gefolgsleute, womit sich die erste Prophezeiung erfüllte. Ödipus gelang es, das Rätsel der Sphinx zu lösen und so Theben von der Sphinx zu befreien. Zur Belohnung wurde er zum König von Theben ernannt und bekam Iokaste, seine Mutter, zur Frau. Die zweite Prophezeiung erfüllte sich. Von ihrer Verwandtschaft nichts wissend, hatten die beiden vier Kinder miteinander. Als nach einigen glücklichen Jahren in Theben eine Seuche ausbrach, verkündete das Orakel von Delphi, der Mörder des Laios müsse gefunden werden. Ödipus untersuchte den Fall und fand heraus, dass er selbst der gesuchte Mörder war und seine eigene Mutter geheiratet hatte. Darauf erhängte sich Iokaste und Ödipus blendete sich. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Offenbarung: Anno 1327 wurden in einem Cluniazenser-*Kloster in Norditalien mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen vergiftet. Die älteren Mönche deuteten die Mordserie als Vorzeichen der Apokalypse, weil es in der Inszenie­rung der Leichen Parallelen zur Offenbarungdes Johannes gab.  Dem Franziskanermönch William von Baskerville und seinem Schüler Adson von Melk gelang es, die Mordserie aufzuklären. Die Tatwaffe war ein geheimnisvolles Buch, dessen Seiten vergiftet waren.

Orakel: Das O. von Delphi prophezeite Laios, dem König von Theben, dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Paris: 1) Zur Zeit König Ludwigs XIV. beunruhigten mehrere Mordserien die Stadt Paris: Zuerst eine Reihe von Giftmorden; dann wurden regelmäßig Männer, die nachts unterwegs waren, um ihre Geliebte mit einem *Juwelen-Geschenk zu überraschen, unterwegs überfallen, erstochen und ausgeraubt. –

Paternoster: Ein Kölner *Rundfunk-Redakteur fuhr jeden Morgen mit dem P. zuerst bis ganz nach oben, genoss dort die Angst, wenn sich die Kabine quietschend in die Gegenrichtung schob, und fuhr dann wieder hinunter zu seinem Büro.

Pelz: Das Mädchen Doris wurde Schauspielschülerin und schaffte es durch einen Trick, eine Konkurrentin einzusperren und einmalig deren kleine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, wo sie ihr Talent zeigte. Als die Sache aufflog und sie zudem einer Dame einen Feh (Pelz) gestohlen hatte, floh sie nach *Berlin.

Pfarrer: Eines Tages stieg der Pf. zu Alm-Öhi hinauf, sein früherer Nachbar, als dieser noch unten im Dörfli gewohnt hatte. Der Pf. versuchte, den Alm-Öhi zu überzeugen, dass er im kommenden Winter *Heidi zur Schule schicken und selber wieder ins Dörfli hinunterziehen solle.

Pferd: Der britische Franziskanermönch William von Baskerville und sein Schüler, der Novize Adson von Melk, erreichten 1327 ein einsam in den Bergen gelegenes Cluniazenser-*Kloster in Norditalien. Noch vor dem Klostertor lieferte William eine Kostprobe seines detektivischen Scharfsinnes ab: Eine Gruppe von Mönchen, angeführt vom Cellerar des Klosters, kam den beiden entgegen, offenbar auf der Suche nach etwas. William konnte ihnen sagen, wo das entlaufene Pferd war, das sie suchten, wie es aussah und wie es hieß, ohne das Pferd selbst gesehen zu haben. Alles erschloss sich ihm aus Spuren, die er am Wege gesehen hatte, und aus den wenigen Worten des Cellerars. & Umberto Eco: Der Name der Rose (Il nome della rosa). Eröffnungsszene des Romans, Italien 1980 (dt. 1982 v. Burkhart Kroeber) – Verfilmt v. Jean-Jaques Annaud, BRD/Frankreich/Italien 1986

Pferdewagen, *Wagen

Professor: 1) P. Unrat. Roman v. Heinrich Mann, Deutschland 1905 (*Lehrer)  … 3) Der berühmte P. Bur-Malottke, ein früherer Nazi, wollte einen seiner schwülstigen  *Rundfunk-Vorträge überarbeiten lassen, weil darin das Wort »Gott« vorkam. Der Rundfunkredakteur Dr. Murke bekam die unangenehme Aufgabe, das zu organisieren.

Prostitution: In *Berlin brachte sich das Mädchen Doris illegal über die Runden, indem sie sich immer wieder von Männern einladen ließ. Selbstkritisch beobachtete sie ihren eigenen Abstieg in die Obdachlosigkeit und an den Rand der P. In der Silvesternacht entschloss sie sich, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen.

Pulver: In einer Schublade des Krämers entdeckte *Kalif Chasid eine Dose mit einem geheimnisvollen schwarzen P. und ein Pergament mit einer fremdartigen Schrift. Er kaufte diese Dinge und ließ einen Gelehrten kommen, um die fremde Schrift zu entziffern. Durch Schnupfen des Pulvers konnte man sich in ein beliebiges Tier verwandeln.

Raat, Professor, genannt Professor Unrat, war *Lehrer in einem Gynmasium der Hafenstadt. Er führte einen Kleinkrieg gegen den Schüler Lohmann und verliebte sich in die Schauspielerin Rosa Fröhlich.

Radio: *Rundfunk

Rätsel: *Ödipus gelang es, das R. der Sphinx zu lösen und so Theben von der Sphinx zu befreien. Zur Belohnung wurde er zum König von Theben ernannt und bekam Iokaste, seine leibliche Mutter, zur Frau. Die Prophezeiung vom Inzest erfüllte sich. Von ihrer Verwandtschaft nichts wissend, hatten die beiden vier Kinder miteinander. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Raub: Zur Zeit König Ludwigs XIV. beunruhigten mehrere Mordserien die Stadt Paris: Zuerst eine Reihe von Giftmorden; dann wurden regelmäßig Männer, die nachts unterwegs waren, um ihre Geliebte mit einem *Juwelen-Geschenk zu überraschen, unterwegs überfallen, erstochen und ausgeraubt.

Rechtsanwalt: Das Mädchen Doris arbeitete in einer rheinischen Mittelstadt als Sekretärin bei einem R. und träumte davon, ein Glanz (Star) zu werden. Er entließ sie, als sie nicht mit ihm schlafen wollte. Später floh sie nach *Berlin.

Rottenmeier: Das Haus Sesemann in Frankfurt, in das die achtjährige *Heidi gebracht wurde, wurde von einer schreckhaften Haushälterin, Fräulein R., geführt.

Ruine: Auf dem Weg nach Mekka machten der in einen Storch verwandelte *Kalif und sein Großwesir in der Ruine eines alten Palastes Rast. Dort trafen sie eine weinende Eule, die ihre Sprache sprach und sich als verzaubert indische Prinzessin vorstellte.

Rundfunk: Der Kölner Rundfunkredakteur Dr. Murke fuhr jeden Morgen mit dem Paternoster zuerst bis ganz nach oben, genoss dort die Angst, wenn sich die Kabine quietschend in die Gegenrichtung schob, und fuhr dann wieder hinunter zu seinem Büro. Eines Tages bekam er von seinem Chef den Auftrag, zwei anderthalbstündige Radiovorträge des berühmten Professors Bur-Marlottke über die Kunst zu überarbeiten. Bur-Marlottke war ein ehemaliger Nazi und nach dem Kriege heftig zum katholischen Glauben konvertiert. In den bereits aufgenommenen Vorträgen kam oft das Wort »Gott« vor. Jetzt aber hatte sich seine religiöse Einstellung wieder verändert, und er wollte nachträglich das Wort »Gott« durch die Formulierung »jenes höhere Wesen, das wir verehren« ersetzen. Murke war vom Abhören der unerträglich schwülstigen Vorträge so nervös geworden, dass er jedes Mal hysterisch zusammenzuckte, wenn er nur das Wort »Kunst« hörte. Er stellte fest, dass Bur-Marlottke das Wort »Gott« in verschiedenen grammatikalischen Fällen verwendet hatte, und beschloss, den unsympathischen Mann damit dezent zu quälen. Bur-Marlottke kam ins Tonstudio und musste nach den höflich vorgetragenen Anweisungen Murkes fünfzehn Mal ins Mikrofon sprechen: »jenes höhere Wesen, das wir verehren«; sieben Mal »jenes höheren Wesens, das wir verehren«; fünf Mal »jenem höheren Wesen, das wir verehren«; und einmal »Oh du höheres Wesen, das wir verehren«. Murke zog die Prozedur genüsslich in die Länge. Dennoch ging Bur-Malottke danach zum Intendanten und verlangte zu dessen stillem Entsetzen, dass alle Vorträge, die er seit 1945 gehalten hatte, entsprechend überarbeitet werden müssten. Unterdessen erlebte der Tontechniker eine Sternstunde: Ein Regisseur brachte ihm eine Hörspielszene, in der ein Atheist in eine hallende Kirche hineinruft: »Wer denkt noch an mich, wenn ich der Würmer Raub geworden bin?« Die Antwort auf diese und ähnliche Fragen war Schweigen. Regisseur und Autor wollten das Schweigen jedoch am liebsten durch eine Stimme ersetzen, die ohne Hall »Gott« sagt. Damit konnte der Tontechniker dienen: Er hatte noch 27 Tonbandschnipsel, auf denen Bur-Malottke »Gott« sagte. Die herausgeschnittenen Schweige­sekunden bewahrte er für Dr. Murke auf, der einen Spleen hatte: Er sammelte Tonbandschnipsel, auf denen nur das Schweigen von Menschen zu „hören“ war und die man beim Schneiden von Rundfunkbeiträgen weggeschnitten hatte. Dieses „gesammelte Schweigen“ hörte er sich abends an, um sich von der geschwätzigen Hektik des Tagesgeschäfts zu erholen. & Heinrich Böll: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. Satire, BRD 1955. Verfilmt v. Hess. Rundfunk (Rolf Hädrich) 1964.

Schauspielerin: 1) Der *Lehrer Professor Raat machte sich daran, eine Schauspielerin dingfest zu machen, für die sein Schüler Lohmann eine Hymne gedichtet hatte. Auf diese Weise wollte er Lohmann fertig machen. Er fand sie schließlich in einem Tingeltangel namens „Blauer Engel“. Doch bald erlag Raat selber dem Charme der Dame und verliebte sich in sie.

Schauspielschülerin: Das Mädchen Doris wurde Sch. und schaffte es durch einen Trick, eine Konkurrentin einzusperren und einmalig deren kleine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, wo sie ihr Talent zeigte. Als die Sache aufflog und sie zudem einer Dame einen Feh (Pelz) gestohlen hatte, floh sie nach *Berlin.

Schildkröte: Die Sch. Kassiopeia tauchte beim Mädchen *Momo auf und führte sie ins Nirgend-Haus zu Meister Hora, wo die Zeit aller Menschen herkam. Sie konnte stets die nächste halbe Stunde voraussehen und mit Momo sprechen, indem sie Wörter auf ihrem Panzer erscheinen ließ.

Schillers Drama: Der Gymnasiast Lohmann ging, um seinen vom *Lehrer angegriffenen Freund zu schützen, zum Gegenangriff über, lieferte bei der Deutschklausur, in der es um Schillers Drama „Die Jungfrau von Orleans“ ging, eine provozierend kurze, geistreiche und respektlose Antwort auf die hinterlistige Frage des Lehrers ab und beschwerte sich bei Professor Raat direkt über den Geruch von Unrat.

Schlafwandeln: *Heidi wurde in Frankfurt vom Heimweh immer unglücklicher, aß kaum noch etwas und wurde zuletzt mondsüchtig. Sie öffnete beim  S. jede Nacht die Haustür von innen.

Schnellrestaurant: Das Mädchen *Momo erfuhr in Ninos Sch. vom Schicksal ihrer Freunde. Nino saß an der Kasse, und um mit ihm sprechen zu können, musste sich Momo dreimal in die Schlange der Gäste stellen und wurde stets schon nach wenigen Sätzen von den Wartenden weitergeschoben.

Schüler: Der *Lehrer Professor Raat, genannt Unrat, war ein Tyrann und von Hass gegen seine Schüler und die ganze kleine Hafenstadt erfüllt. Er sah es als seine Lebensaufgabe an, Schüler – vor allem die Sprösslinge angesehener und wohlhabender Familien – mit unlösbaren Klausuraufgaben „hineinzulegen“, ihnen die Karriere zu erschweren und vor allem diejenigen zu „fassen“, die ihn Unrat genannt hatten.

Schweigen: Ein *Rundfunk-Redakteur sammelte Tonbandschnipsel, auf denen man nur das Sch. eines Menschen „hören“ konnte. & Doktor Murkes gesammeltes Sch. Satire v. Heinrich Böll, BRD 1955

Sebastian: Der Diener S. in Frankfurt war *Heidi zugetan und amüsierte sich über ihre Einfälle.

Sekretärin: Das Mädchen Doris arbeitete in einer rheinischen Mittelstadt als S. bei einem Rechtsanwalt und träumte davon, ein Glanz (Star) zu werden. Er entließ sie, als sie nicht mit ihm schlafen wollte. Später floh sie nach *Berlin.

Sennhütte: Alm-Öhi, der Großvater von *Heidi, lebte in einer S. auf der Alm.

Sesemann: Anderntags kam überraschend Dete zum Alm-Öhi und nahm die achtjährige *Heidi mit sich nach Frankfurt. Dete hatte in F. die reiche Familie Sesemann kennen gelernt. Klara, die zwölfjährige Tochter des Geschäftsmannes Sesemann, saß gelähmt im Rollstuhl und wünschte sich eine Spielgefährtin.

Silvesternacht: In *Berlin brachte sich das Mädchen Doris illegal über die Runden, indem sie sich immer wieder von Männern einladen ließ. Selbstkritisch beobachtete sie ihren eigenen Abstieg in die Obdachlosigkeit und an den Rand der Prostitution. In der S. entschloss sie sich, ein einziges Mal Geld für die Nacht zu nehmen, um sich ein Startkapital zu schaffen.

Singen: Auf einem Pferde-*Wagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe, Lieder, in denen sich seine ganze Liebe zur Heimat, zur Erde und zu Dshamilja  entfaltete. Dshamilja war erschüttert von der Kraft dieser Lieder und lehnte ihren Kopf weinend gegen Danijars Schulter…

Sondertribunal: Zur Zeit König Ludwigs XIV. beunruhigten mehrere Mordserien die Stadt Paris: Zuerst eine Reihe von Giftmorden; dann wurden regelmäßig Männer, die nachts unterwegs waren, um ihre Geliebte mit einem *Juwelen-Geschenk zu überraschen, unterwegs überfallen, erstochen und ausgeraubt. Man vermutete eine Bande dahinter, und ein Sondertribunal, die Chambre ardente (Feurige Kammer), rief nach neuen Vollmachten.

Sphinx: *Ödipus gelang es, das Rätsel der S. zu lösen und so Theben von der S. zu befreien. Zur Belohnung wurde er zum König von Theben ernannt und bekam Iokaste, seine leibliche Mutter, zur Frau. Die Prophezeiung vom Inzest erfüllte sich. Von ihrer Verwandtschaft nichts wissend, hatten die beiden vier Kinder miteinander. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Spielkasino: Der *Lehrer Professor Raat, genannt Unrat, wurde nach seinem peinlichen Auftritt vor Gericht aus dem Schuldienst entlassen und schloss sich dem Tingeltangelbetrieb der Schauspielerin Rosa Fröhlich an. Die beiden eröffneten mit geliehenem Geld ein Spielkasino, in dem Männer aus den besten Familien verkehrten und viel Geld verspielten: Unrats Rache an den gehobenen Familien der Hafenstadt.

Sprache der Tiere: Von einem Krämer hatte der *Kalif Chasid ein Pulver erstanden, mit dessen Hilfe man sich in ein beliebiges Tier verwandeln und die Sprache der Tiere verstehen konnte.

Stadt: Viele Geschichten spielen in einer Stadt. Hier eine Auswahl besonders geschichtenreicher Städte: *Berlin; *Hamburg; *Köln; *London; *Moskau; *München; *New York; *Paris; *Rom; *Seldwyla; *Sevilla; *Venedig; *Verona

stehlen: Das Mädchen Doris wurde Schauspielschülerin und schaffte es durch einen Trick, eine Konkurrentin einzusperren und einmalig deren kleine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, wo sie ihr Talent zeigte. Als die Sache aufflog und sie zudem einer Dame einen Feh (Pelz) gestohlen hatte, floh sie nach *Berlin.

Storch: Die Geschichte vom  *Kalif Storch. Märchen v. Wilhelm Hauff, Deutschland 1825

Störche: Mit einem Zauberpulver und einem Zauberwort verwandelten sich *Kalif Chasid und sein Großwesir in Störche. Da sie während der Verwandlung lachen mussten, vergaßen sie das Zauberwort und konnten sich nicht mehr zurück verwandeln.

Straßenkehrer: Der schweigsame, wunderliche Beppo St. und der quirlige, leichtfertige Gigi Fremdenführer waren die beiden liebsten Freunde des Mädchens *Momo.

Stunden-Blumen: Meister Hora führte das Mädchen *Momo in ihr eigenes Herz. Dort sah sie ihre eigene Zeit: Jede Stunde hatte die Gestalt einer wunderbaren Blume, die aus einem dunklen Teich aufstieg und schließlich verblühte und versank. Die grauen Herren stahlen den Menschen die St., froren sie ein, trockneten sie, verarbeiteten sie zu Zigarren und rauchten sie. Später konnte Momo, während die Zeit für eine Stunde still stand, mit Hilfe einer St. die grauen Herren besiegen und die gestohlenen St. befreien.

Theater: 1) Das Mädchen Doris wurde Schauspielschülerin und schaffte es durch einen Trick, eine Konkurrentin einzusperren und einmalig deren kleine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, wo sie ihr Talent zeigte. Als die Sache aufflog und sie zudem einer Dame einen Feh (Pelz) gestohlen hatte, floh sie nach *Berlin.

Theben: Das Orakel von Delphi prophezeite Laios, dem König von Th., dass sein Sohn ihn dereinst töten und seine Frau heiraten werde. Darauf ließ Laios dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und befahl einem Hirten, ihn im Gebirge auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid und übergab das verstoßene Kind dem Königspaar von Korinth. Das Paar adoptierte das Kind und nannte es nach seinen geschwollenen Füßen *Ödipus. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Tier: Von einem Krämer hatte der *Kalif Chasid ein Pulver erstanden, mit dessen Hilfe man sich in ein beliebiges T. verwandeln und die Sprache der Tiere verstehen konnte.

Tiere: T. kommen in vielen Geschichten vor, z. B.: *Drache, *Frosch, *Esel, *Eule, *Hahn, *Hund, *Katze, *Nachtigall, *Pferd, *Schildkröte, *Storch

Tingeltangel: Der *Lehrer Professor Raat machte sich daran, eine Schauspielerin dingfest zu machen, für die sein Schüler Lohmann eine Hymne gedichtet hatte. Auf diese Weise wollte er Lohmann fertig machen. Er fand sie schließlich in einem Tingeltangel namens „Blauer Engel“. Doch bald erlag Raat selber dem Charme der Dame und verliebte sich in sie.

Tontechniker: *Rundfunk

Tyrann: 1) *Ödipus der Tyrann (Tragödie) – 2) Der *Lehrer Professor Raat, genannt Unrat, war ein Tyrann und von Hass gegen seine Schüler und die ganze kleine Hafenstadt erfüllt. Er sah es als seine Lebensaufgabe an, Schüler – vor allem die Sprösslinge angesehener und wohlhabender Familien – mit unlösbaren Klausuraufgaben „hineinzulegen“, ihnen die Karriere zu erschweren und vor allem diejenigen zu „fassen“, die ihn Unrat genannt hatten.

Unrat, der Spitzname eines *Lehrers in & Heinrich Mann: Professor Unrat. Roman, Deutschland 1905

Vatermord: *Ödipus wuchs als Findelkind in Korinth auf, ohne von seiner Herkunft zu wissen. Als ihm ein Orakel verkündete, dass er seinen Vater töten werde, verließ er aus Sorge um seinen vermeintlichen Vater Korinth und machte sich auf den Weg nach Theben. Unterwegs begegnete er an einer Wegekreuzung dem mit kleinem Gefolge reisenden Laios, seinem leiblichen Vater; dieser hielt Ödipus für einen Räuber und wollte ihn nicht durchlassen. Ödipus erschlug ihn und die meisten seiner Gefolgsleute, womit sich die Prophezeiung vom V. erfüllte. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Vergessen: Mit einem Zauberpulver und einem Zauberwort verwandelten sich *Kalif Chasid und sein Großwesir in Störche. Da sie während der Verwandlung lachen mussten, vergaßen sie das Zauberwort und konnten sich nicht mehr zurück verwandeln.

Vergiftung: Anno 1327 wurden in einem Cluniazenser-*Kloster in Norditalien mehrere Mönche unter mysteriösen Umständen vergiftet. Dem Franziskanermönch William von Baskerville und seinem Schüler Adson von Melk gelang es, die Mordserie aufzuklären. Die Tatwaffe war ein geheimnisvolles Buch, dessen Seiten vergiftet waren.

Verliebte oder Liebespaare kommen in etwa der Hälfte aller Romane, Erzählungen und Dramen vor. Hier ein Versuch, zwanzig berühmte Fälle der Weltliteratur zusammenzutragen: ¤ Siegfried und Kriemhild in Worms (*Nibelungen, 12. Jhdt.) ¤ Romeo und Julia in *Verona (W. Shakespeare, 1597) ¤ Faust und Margarete (J. W. Goethe, 1805) ¤ Quasimodo, der missgestaltete Glöckner von Notre-Dame, und die schöne Gauklerin Esmeralda (V. Hugo, 1831) ¤ Kapitän Dantès und die Katalanin Mercedes in Marseille, Opfer einer *Intrige (A. Dumas, 1845) ¤ Sali und Vrenchen auf dem *Acker, Kinder zweier verfeindeter Bauern (G. Keller, 1856) ¤ Der Junge Paul und Lisei, die Tochter von *Puppenspielern, die in die Stadt gekommen waren (Th. Storm, 1875) ¤ Gustav von Aschenbach und der schöne Jüngling in *Venedig (Th. Mann, 1912) ¤ Winston und Julia in der *Diktatur des Jahres 1984 (G. Orwell, 1948) ¤ *Memed und Hatçe in einem türkischen Dorf (Y. Kemal, 1955) ¤ Der Arzt Doktor Schiwago und Lara im russischen *Bürgerkrieg (B. Pasternak, 1957) ¤ Die Kirgisen Danijar und Dshamilja auf einem Pferde-*Wagen in der nächtlichen Steppe (T. Aitmatow, 1958) ¤ Der Novize Adson von Melk und das Bauernmädchen im *Kloster (U. Eco, 1980)

verlorener Sohn: *Heidi erzählte ihrem Großvater, dem Alm-Öhi, vom Beten, wie sie es von der Frankfurter Großmama gelernt hatte, und las ihm die Geschichte vom verlorenen Sohn vor. Ein Volltreffer…

Wagen: Auf einem Pferdewagen saßen der junge Kirgise Danijar und die junge Kirgisin Dshamilja nebeneinander. Danijar sang mit kräftiger Stimme ein Lied nach dem anderen in die nächtliche Steppe, Lieder, in denen sich seine ganze Liebe zur Heimat, zur Erde und zu Dshamilja  entfaltete. Dshamilja war erschüttert von der Kraft dieser Lieder und lehnte ihren Kopf weinend gegen Danijars Schulter. Sie war voller Glück über die gefundene Liebe und voller Unglück, weil diese Liebe nicht sein durfte. Zeuge der Szene war der halbwüchsige Junge Said, und Said beschloss, das Liebespaar auf dem Wagen in der nächtlichen Landschaft zu malen und in das Bild etwas von der Liebe zu legen, die er in Danijars Liedern hörte. Die drei hatten auf ihren Wagen *Kornsäcke zur Bahnstation gebracht und befanden sich auf dem Rückweg zu ihrem Aul, einem kirgisischen Dorf am Fluss Kurukeu. Danijar war als Waisenkind und verwundeter Soldat des Zweiten Weltkriegs erst kürzlich in das Heimatdorf seiner frühen Kindheit zurückgekehrt. Dshamilja war die Dshene Saids, die Verlobte von Saids älterem Bruder, der als Soldat im Krieg war und im Lazarett lag. Danijar war als Sonderling im Dorf unbeliebt, und Dshamilja hatte ihn zuvor häufig verspottet. [Schlüsselszene aus:] & Tschingis Aitmatow: Dshamilja. Erzählung, UdSSR 1958

Waisenkind: Dete, ein gut 20jähriges Mädchen, stieg mit dem fünfjährigen Mädchen *Heidi von Mayenfeld hinauf zum Dörfli und von dort noch höher zum Alm-Öhi, der oben am Berg einsam in einer Sennhütte lebte. Heidi war ein W.

Wegekreuzung: *Ödipus wuchs als Findelkind in Korinth auf, ohne von seiner Herkunft zu wissen. Als ihm ein Orakel verkündete, dass er seinen Vater töten werde, verließ er aus Sorge um seinen vermeintlichen Vater Korinth und machte sich auf den Weg nach Theben. Unterwegs begegnete er an einer W. dem mit kleinem Gefolge reisenden Laios, seinem leiblichen Vater; dieser hielt Ödipus für einen Räuber und wollte ihn nicht durchlassen. Ödipus erschlug ihn und die meisten seiner Gefolgsleute, womit sich die Prophezeiung vom Vatermord erfüllte. & Sophokles: Ödipus der Tyrann. Tragödie, Griechenland um 350 v. Chr.

Weißbrot: *Heidi brachte der blinden Großmutter des Geißenpeter W. aus Frankfurt mit, weil die Alte das billige Schwarzbrot so schlecht vertrug.

Zauberer: 1) Der in einen Storch verwandelte *Kalif musste mit ansehen, wie Mizra, der Sohn des Z. Kaschnur, zum neuen Herrscher von Bagdad ausgerufen wurde. –

Zauberwort: Mit einem Zauberpulver und einem Z. verwandelten sich *Kalif Chasid und sein Großwesir in Störche. Da sie während der Verwandlung lachen mussten, vergaßen sie das Z. und konnten sich nicht mehr zurück verwandeln.

Zeit: Die Menschen wurden immer gehetzter und un­freundlicher. Dahinter steckten die grauen Herren, die sich als Agenten der „Zeit-Spar-Kasse“ ausgaben und die Menschen dazu überredeten, Zeit für die Zukunft zu sparen. In Wirklichkeit stahlen sie diese Zeit und lebten davon, indem sie die Stunden-Blumen einfroren, trockneten und als Zigarren rauchten. Das Mädchen *Momo konnte sie am Ende besiegen und die gestohlene Zeit befreien.

Zeit-Spar-Kasse: *Zeit; *Momo

Ziegen (Geißen): Unterwegs trafen sie den Geißenpeter, der seine Geißenschar den Berg hinauf zur Alm hochtrieb. *Heidi folgte ihm auf eine Wiese und zog rasch ihre vielen Kleider, Röcke und Schuhe aus, um den Ziegen nachspringen zu können… Anderntags stieg sie mit dem Geißenpeter hoch auf die Alm und half ihm, die Geißen (Z.) zu hüten, lernte auch schnell alle ihre Namen. Am liebsten hatte sie Schwänli und Bärli, die beiden Geißen des Großvaters.

Ziegenmilch: *Heidi genoss die frische Z. bei ihrem Großvater, dem Alm-Öhi.

zuhören: Das Mädchen *Momo konnte so gut z., dass den Leuten dabei die besten Ideen kamen, dass Zögernde zu einem Entschluss kamen, Schüch­terne mutig wurden und Zer­strittene sich versöhnten.

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