Der hilfsbereite Mensch

Thorsten Försterling, Grit Behrens, Sennestadt 2016

Eine kurze Kulturgeschichte der Kooperation, dargestellt in 14 Brückenschlägen zu einer guten Zukunft der Menschheit. Ein Sachbuchprojekt von Jens Jürgen Korff, begonnen 2021

Foto: Thorsten Försterling und Prof. Grit Behrens auf einer Klimaschutztagung in Bielefeld-Sennestadt 2016 (Fotograf: Peter Wehowsky)

Vorwort

Als ich 1989 nach Studium und Zivildienst einen Job als Werbetexter fand, in einer Kölner Werbeagentur, war ich organisierter Kommunist. Reformkom­munist zwar, Gorbatschow-Anhänger – aber ein entschiedener Gegner des Kapitalismus. Das ist immer noch so, und mein wichtigster Grund ist: Wir Menschen kommen, so denke ich, am weitesten, wenn wir einander helfen, einander unter­stützen. Das ist offenbar unsere große Stärke. Bleiben wir in einer Wirtschaftsordnung, die ständig Menschen in Gewinner und Verlierer einteilt, nicht weit unter unseren Möglichkeiten? Vorher also schrieb ich Flugblätter gegen die Aufrüstung, jetzt schrieb ich lustige Werbesprüche für gelbe Reisetaschen. Wie bin ich mit dem Umbruch und Widerspruch persönlich umgegangen?

Es war möglich, weil ich das Glück hatte, in eine sehr kooperative Beleg­schaft integriert zu werden. Ich war überrascht über den freundlichen und hilfsbereiten Umgang, den die Kolleginnen und Kollegen Werbefuzzis unter­einander pflegten. Aus den sozialistischen und kommunistischen Gruppen, die ich erlebt hatte, war ich ein atem- und gnadenloses Klima gewöhnt (in den Friedensgruppen war es besser gewesen). Siehe da: Der Kapitalismus fühlte sich von innen besser an als der Kommunismus. Doch Halt! Als Historiker war ich mir über die unterschiedlichen Wetterlagen klar: Die Segeljacht des Kapitalismus zog ihre Bahn unter blauem Himmel durch die ruhige Südsee; die Jolle der Kommunisten kämpfte sich bei schwerem Sturm und prasselndem Regen durch die tobende Nordsee, und der finale Brecher rollte gerade heran. Auf einem sinkenden Boot ist nicht gut Tee trinken. Also bitte nichts über­interpretieren!

Bertolt Brecht war schon der gleiche Widerspruch aufgefallen. In seinem Gedicht »An die Nachgeborenen« klagte er 1939:

Dabei wissen wir doch: Auch der Hass auf die Niedrigkeit / verzerrt die Züge. / Auch der Zorn über das Unrecht / macht die Stimme heiser. / Ach, wir, die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit, / konnten selber nicht freundlich sein. / Ihr aber, wenn es so weit sein wird, / dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist: / Gedenkt unserer mit Nachsicht!

Das Gedicht habe ich 1988 während einer heftigen Debatte unter Kölner Kommunistinnen und -nisten vorgetragen. Seitdem fühle ich mich verpflichtet, weiterhin das Meine zu tun, dass der Boden bereitet wird für Freundlichkeit, möglichst ohne den Hass meine Züge verzerren zu lassen. Einen Weg fand ich, als ich die Beete der Freundlichkeit in der derzeit noch beton- und kohle­kapitalistisch verstellten Welt entdeckte, begann, sie zu gießen und anderen zu zeigen. Und die Disteln, die hier und da den Asphalt durchstoßen haben. Es sind mehr, als die Hardcore-Kommunisten glauben wollten.

Ist es nicht so, dass eigentlich die meisten Menschen meistens vernünftig zusammenarbeiten und einander helfen? Als im Sommer 2021 das Hochwasser des Flusses Inde durch meinen Wohnort Eschweiler geflossen und Hunderte von Ladenlokalen, Arztpraxen, Kindergärten, Schulen und Wohnungen mit stinkendem graubraunem Schlamm gefüllt hatte, kamen auch Hunderte von Helfern aus zahllosen Orten in die Stadt, um den Betroffenen unentgeltlich zu helfen. Ich selbst habe auch mitgeholfen beim Entschlammen einer Arztpraxis und einer fremden Wohnung, beim Wegräumen von Sandsäcken und beim Reinigen der Straßen. Meine Beobachtung war: Sobald einer anfängt, packen andere, die das sehen, mit an. Viele Menschen treibt es in solchen Situationen, anzupacken und zu helfen.

Doch auch im Normalbetrieb sind Kooperation und Hilfsbereitschaft allgegen­wärtig. Besonsers stark fiel mir das auf, als ich 2000 bis 2002 in einer Internet-Agentur in Münster gearbeitet habe. Staunend sah ich zu, mit welcher Selbstverständlichkeit und Kultur speziell die Programmierer einander ständig zur Hand gingen. Programmieren ist ein kollektives Handwerk, in dem ego­zentrisches Verhalten zu nichts führt. Das ist bei Texterinnen und Designern ein bisschen anders, da wird mehr eigengebrötelt und mehr auf persönlichen Ruhm geachtet – wie man es von Künstlern kennt. Und so musste ich neidlos anerkennen, dass große kollektive Zukunftsprojekte wie Linux und die Wikipedia von Programmierern erfunden wurden.

Die Überlieferungslücke

Sind die Menschen eher solidarisch oder eher egoistisch? Und steht Solidarität für das Gute, Egoismus für das Böse? Für eingefleischte Kölner ist die Antwort einfach: Et jitt so‘ne un so‘ne. Prinzipienreiter denken anders, deshalb läuft der Streit der Philosophen über böse und gute Menschen seit Thomas Hobbes (1642: sie sind von Natur aus böse) und Jean-Jacques Rousseau (1755: sie sind von Natur aus gut). Sehr viele Bücher über dieses Thema haben aus meiner Sicht als Historiker einen großen Mangel, egal, welche Position sie in dem Streit einnehmen: Sie befassen sich mit Affen, mit Menschen der Steinzeit – und mit Menschen der Digitalzeit. Fehlt da nicht was? Die Antike zum Beispiel? Das frühe Mittelalter? Das späte Mittelalter? Die Renaissance? Die Entdeckungen? Die Aufklärung? Die Industrialisierung? Die Revolutionen? Die Weltkriege? Die Psychologie? Der Kalte Krieg? Die Dienstleistungsgesellschaft? Zwischen Steinzeit und Digitalzeit klafft eine Überlieferungslücke. Ich bezweifle glatt, dass wir Erkenntnisse über die Steinzeit auf die Digitalzeit übertragen können, wenn die 4000 Jahre dazwischen und die gesamte Kultur­geschichte der Menschheit im Dunkeln bleiben.

1997 verfolgte ich mit großer Spannung die Debatte um Daniel Jonah Goldhagens Buch »Hitlers willige Vollstrecker«. Der deutsche Historiker Hans Mommsen und der Publizist Theo Sommer, beide vom liberalen Flügel, gehörten zu denen, die ganz entsetzt über Goldhagens These waren, der Shoah habe eine spezifisch deutsche Form des Antisemitismus zugrunde gelegen. Beinahe flehentlich dekretierten Mommsen und Sommer damals, die Verbrechen der Nazis hätten vor allem gezeigt, wie dünn »der Firnis der Zivilisation« über dem »barbarischen Kern des Menschen« sei. Der Mensch an sich – und nicht etwa der deutsche Mensch – musste die Schuld am größten Verbrechen tragen.

Im gleichen Jahr wurde ich in Köln Zeuge eines seltsamen Streits zwischen dem Journalisten Micha Brumlik und dem Schriftsteller Ralph Giordano. Beide waren als liberale jüdische Deutsche bekannt. Brumlik, der Jüngere, zog in der Debatte Parallelen zwischen der Shoah und dem Völkermord in Ruanda, der erst drei Jahre zurücklag. Giordano, der Ältere, sprang beinahe vom Stuhl auf, so erregt war er über Brumliks Gedankenanstoß. Das sei völlig unvergleichlich, dozierte Giordano, und zwar deshalb, weil die Shoah in Europa stattgefunden habe, in einem hoch zivilisierten Land, während der Völkermord in Ruanda – er sprach es nicht aus, aber er wollte sagen: Der hatte in einem barbarischen Land statt­gefunden. Brumlik wich sogleich zurück, um den alten Herrn wieder zu beruhigen. Und ich schüttelte ratlos den Kopf über die drei Alten, über Mommsen, Sommer und Giordano. Ja, was denn nun? Ist die Zivilisation ein dünner Firnis oder der entscheidende Unterschied? Sind alle Menschen eigentlich Barbaren oder nur die Afrikaner oder nur die Deutschen? Oder hatte die Shoah vielleicht mit Barbarei und Bestien gar nichts zu tun? Wölfe, die Eisenbahn und Gaskammer erfinden und dazu nutzen, ihre Mitwölfe massenhaft zu töten?

Im Grunde gut

Der Mythos von der mörderischen Bestie, die angeblich in unserer Menschenbrust schlummert, hat 2019 einen schweren Schlag verkraften müssen: Der niederländische Historiker Rutger Bregman hat ihn ausgeteilt, in seinem Buch »Im Grunde gut«. An vier intensiven Tagen habe ich das Buch verschlungen. Es war ein innerer Rosenmontagszug für mich zu lesen, wie Bregman die menschenfeindlichen Mythen der 1950er bis 1970er Jahre hinwegfegt, die meine Schulzeit und Pubertät über­schattet haben: Goldings »Herr der Fliegen«, die Katastrophe der Osterinsel, Zimbardos Stanford-Prison-Experiment, das Milgram-Experi­ment mit gehor­samen Folter­knechten. Letzteres behandelt er sehr differen­ziert, das ist Kritik vom Feinsten. Bregman verfolgt eine Spur, die ich selbst ebenfalls verfolgt habe, in meinem Buch von 2015 über Dogmen:[1] In der Filmwelt gilt als »Realist«, wer darstellt, wie künstliches Blut an die Wand spritzt. Und als Kitsch-Apostel, wer zeigt, wie Menschen sich küssen. Dabei hat wohl noch niemand im Publikum einen Mord erlebt und alle haben Küsse erlebt. Das Dogma »Die Welt ist voller Morden«, das der Soldat Walter Flex im I. Weltkrieg formulierte, konterte ich mit dem Antidogma »Die Welt ist voller Küsse«.

Und doch sehe ich in Bregmans Argumentation zwei Mängel: Die menschliche Kulturgeschichte kommt auch hier entschieden zu kurz. Denn Bregman landet letztlich bei Rousseau und übernimmt dessen Sichtweise, dass Jäger und Sammler dem guten, solidarischen, hilfsbereiten Kern des Menschentums noch nahe gewesen seien, dass uns aber Landwirtschaft und Grundeigentum ins Elend des Egoismus gestürzt hätten. Bregman spielt darüber hinweg, dass auch Rousseau ein sehr negatives Menschenbild hatte. Der Aufklärer schrieb ausdrücklich: »Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; jedoch, der Mensch ist von Natur aus gut, ich glaube, es nachgewiesen zu haben…«[2] Rousseaus Prämisse trifft die 4000 Jahre seit Mesopotamien und rückt sie auch aus Bregmans Bildschirm. Außerdem greift Bregman zu kurz, wenn er Güte mit Hilfsbereitschaft und Bosheit mit Egoismus gleichsetzt. Er ignoriert dabei, dass auch kooperierende Menschen, z. B. Soldaten einer Armee, äußerst destruktiv sein können, und dass egoistische Menschen, z. B. Deserteure, mit ihrer Tat dem Frieden dienen und Menschenleben retten können.

Wo ist der hilfsbereite Mensch, der hilfsbereite Mann, die hilfsbereite Frau, das hilfsbereite Kind in dieser Zeit geblieben? Wer hat sie beobachtet, wie hat man ihn, sie oder es beschrieben? Welchen Segen und welche Abgründe der Kooperation hat man beobachtet? Diesen Fragen will ich in diesem Buch nachgehen: In einer Radtour durch 2750 Jahre Geistesgeschichte fasse ich in fünfzig Stationen zusammen, was Philosophen, Religionsführer, Wissenschaft­lerinnen, Reformer und Revolutionäre dazu zu sagen haben.

Ein Nachtrag: Für dieses Buch habe ich viele Wikipedia-Artikel ausgewertet. Das gilt leider immer noch in Akademikerkreisen als unseriös. Ich bin seit 2004 Wikipedianer, sorge also selbst für die Qualität dieser Artikel. Ja, in vielen Wikipedia-Artikeln stehen Fehler und Ungenauigkeiten. Aber das gleiche gilt für sehr viele Bücher. Anders als Bücher werden Wikipedia-Artikel ständig von anderen kontrolliert und korrigiert. Die Wikipedia ist ein faszinie­rendes kollektives und zivilgesellschaftliches Wissensprojekt; deshalb bildet sie selbst ein Thema dieses Buches.

Jens Jürgen Korff
September 2021


[1]       Jens J. Korff: Die dümmsten Sprüche in Politik, Kultur und Wirtschaft – und wie Sie gepflegt widersprechen. Frankfurt 2015 (Westend). Online auf www.widersprechen.net

[2]       Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. Anhang, 2. Absatz. Online auf Englisch in en.wikisource.org (gelesen September 2021)

14 Gedanken zu „Der hilfsbereite Mensch“

  1. Moin,
    aus den 7 zur Auswahl stehenden würde mich dieses interessieren und das Kräuterbuch. Warum? Eine Geschichte der Kooperation scheint mir Bekanntes und Unbekanntes aus einer anderen Warte zu lesen. Und das Kräuterbuch? Einfach weil ich manchmal neugierig auf etwas bin, was ich bisher nicht beachtet habe.
    grüße
    andreas

  2. zuerst würde ich „Der hilfsbereite Mensch“ lesen. Der an sich hilfsbereite Mensch ist und war unverzichtbar, um Lebensbrüche zu kitten. Verhindert oder angezettelt hat er Kriege allerdings nie. Und auch er verteidigt ab einem bestimmten Punkt seine Ressourcen. Ich freue mich auf eine Reise durch die Jahrhunderte. Das nächste wäre das Kräuterbuch, weil wir es in unserem landwirtschaftlichen Betrieb mit vielen Beikräutern zu tun haben und meine Mutter auch ein bisschen Kräuterhexe war.
    Beste Grüße
    Dagmar

    1. Da verhinderte Kriege keine historischen Ereignisse sind, die erforscht wurden, wissen wir nicht, wie viele Kriege von friedfertigen und hilfsbereiten Menschen verhindert worden sind. Das könnten auch ziemlich viele sein. Einzelne Beispiele sind bekannt geworden wie der Atomkrieg zwischen Usa und Sowjetunion, den der sowjetische Offizier Petrow 1983 wahrscheinlich verhindert hat. Ein Beispiel erzählt Rutger Bregman: Wie Abraham Viljoen und Nelson Mandela 1994 den drohenden Bürgerkrieg in Südafrika verhindert haben. Dazu kommen Kriege, die von Kriegsgegnern beendet wurden: der Erste Weltkrieg 1918; der Vietnamkrieg 1975; der Bürgerkrieg im Libanon 1989.

  3. Hi Jens, ich habe mir die beiden Sachbücher über die deutsche Geschichte und den hilfsbereiten Menschen als Wunschbücher ausgesucht. Einfach weil wir den Glauben an die Menschen nicht verlieren dürfen, wenn wir ein halbwegs friedliches Miteinander hinbekommen wollen. Und da können vor allem konkrete Beispiele von Menschen, die es gegeben hat, als auch die Überzeugungen, wie wir Menschen denn nun wirklich veranlagt sind, weiterhelfen. Ich finde du beschreibst in beiden Vorworten sehr schön, wie wachsam und kritisch wir durchs Leben gehen sollten und wie wichtig es ist, sich von eigenen Erfahrungen und Gefühlen immer wieder verunsichern zu lassen.
    Viele Grüße
    Bettina

  4. Auf dieses Buch warte ich dringend. Wie oft wurde so Wertvolles wie Liebe und Hinwendung, Hilfsbereitschaft und Empathie missbraucht und instrumentalisiert. Waffenlieferungen für den Frieden zermürben meinen Geist. Von diesem Buch erwarte ich viel.

  5. also ich finde die Frage, ob der Mensch eher gut oder eher böse ist langweilig. Was soll da neues herauskommen nach all den vielen hunderten Jahren der Diskussion. Wir wissen doch längst, dass der Mensch beides sein kann, eine Bestie wie die Nazis (verirrt und fanatisch wie unsere Väter oder Großväter und natürlich auch Mütter) und teilen können wie St. Martin. Egoistisch und hilfsbereit kann jeder von uns sein, beides! Ist es wohl auch.

    1. In dem Buchprojekt geht es mir weniger darum, diese allzu pauschale Grundsatzfrage zu klären, als darum, mit Hilfe einiger großer Geister der Frage auf den Grund zu gehen, inwiefern Kooperation, Hilfsbereitschaft, Empathie usw. Teile der conditio humana sind. Dabei folge ich, etwas anders als Rutger Bregman, nicht dem Schema „Egoismus = böse und Kooperation = gut“. Vielmehr sehe ich auch in kooperativen Weltanschauungen Abgründe der Bosheit. Eine Armee z.B., die ein Nachbarland überfallen will, muss ziemlich gut kooperieren, um das hinzukriegen. Dein Einwand regt mich aber zu einem distanzierenden Satz über Bregman in meinem Vorwort an; danke dafür!

  6. Mit diesem Thema verbinde ich viel. Zum Beispiel die für mich beispiellose Hilfsbereitschaft, das ehrenamtliche Engagement, die Offenheit und Zugewandtheit vieler Menschen, die ich nach dem Umzug in unsere jetzige Heimatstadt (bewusst gewählter Begriff) angetroffen habe: in der Nachbarschaft, im Sport- und anderen Vereinen, in der super kreativen, fröhlichen und gleichzeitig so scharfsinnigen BI gegen den Flughafenausbau und an vielen anderen Stellen. Über diese Themen mehr zu lesen, würde mich freuen, und ich glaube, mir ist noch kein ähnliches Werk begegnet.

  7. Hallo Jens,
    Deine Ausführungen finde ich sehr interessant. Sie scheinen in dieselbe Richtung zu gehen, wie sie David Graeber einschlägt. Ich habe jetzt nach seinem „Schulden-Buch“ ein weiteres Buch von ihm gelesen, das den Titel trägt: „Einen Westen hat es nie gegeben.“ Graebers These lautet, dass Menschen immer schon kooperativ und hilfsbereit gewesen seien, auch wenn es zahlreiche Gegenbeispiele gebe und er nicht davon ausgeht, dass es im globalen Rahmen eine sozialistische „Urgesellschaft“ gegeben habe. Auch die Anarchisten, denen er sich selbst zurechnet, hätten im Grunde keine neuen Theorien aufgestellt, sondern nur auf bereits vorhandene Formen einer Gemeinwohl-orientierten Wirtschaftsform zurückgegriffen. Als Ethnologe kann Graeber zudem auf zahlreiche Beispiele für nicht auf Ausbeutung und Profit basierende Gesellschaften verweisen.

    Dies ist zugegebenermaßen ein etwas ungewohnter, gewissermaßen „weicher“ Ansatz, der einer herkömmlichen gesellschaftsverändernden, insbesondere marxistischen Denkweise auf den ersten Blick zu widersprechen scheint.

  8. Hallo Jens,
    a) Menschen sind und bleiben mein Lieblings- und Lebensthema…
    b) teile ich Deine Sichtweise, dass es Sinn macht, nicht per-ma-nent NUR Input und Fokus auf das zu richten, was wir NICHT mehr wollen, sondern auf das/diejenigen, die, um es mal schlicht auszudrücken: Frieden stiften.
    c) Ich mag Ver-Dichtungen – und Du hast viel zusammengetragen und verdichtet – was mir vieeel Arbeit erspart…

    Das Buch ist mein Favorit, würde ich als Erstes lesen und erstehen wollen!
    Herzlich grüßt und wünscht gutes Gelingen
    Maria

  9. Ein spannendes Thema angesichts der vielen Möglichkeiten, die der Homo Sapiens hat und dem, was der daraus macht. Geht die Geschichte doch noch gut aus? Könnte das Buch des Jahrhunderts werden.

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