Leerstand

2018 arbeitete ich in einer Werbeagentur in #Minden. Als ich mich in der Stadt an der Weser umsah, fiel mir der katastrophale Leerstand in der dortigen Simeonstraße auf, die vom Marktplatz nach Süden führt: Damals zählte ich auf dieser rund 400 m langen Straße 29 leer stehende Laden- und Gastlokale, darunter ein komplettes ehemaliges Einkaufszentrum. Deprimierend! Doch das muss nicht so bleiben.

Zehn Thesen über den Leerstand

  1. Für den Einzelhandel werden die Flächen nicht mehr benötigt, wegen der Einkaufszentren auf der ehemals grünen, jetzt grauen Wiese und wegen des Online-Handels.
  2. Die Hausbesitzer müssen also lernen: Es bringt nichts, weiter auf Einzelhandelsmieter zu hoffen. Dieser Zug ist abgefahren.
  3. Viele Hausbesitzer sind inzwischen – Coronakrise! – tatsächlich so weit, dass sie das lernen. Bei einer Diskussion am 23.3.2021 sagte Tobias Sauerbier, Vorstand des Immobilienkonzerns SIGNA: Investoren sehen ein, dass mischgenutzte Objekte besser laufen als reine Shopping-Center, auch wenn das Management dafür aufwändiger ist.
  4. Mischnutzung ist das neue Zauberwort. Hilmar v. Lojewski, Stadtentwickler beim Deutschen Städtetag, sagte am 23.3.2021: Mischstrukturen sind resilient und krisenfest. Dafür sind flexiblere (und das heißt: teilweise niedrige) Mieten nötig. Ähnlich äußerte sich die Aachener Baustadträtin Frauke Burgdorff bei einer Bundestagsanhörung am 13.1.2021.
  5. Wer aber braucht zusätzliche Flächen in den Innenstädten? Für wen könnten Ladenlokale ohne große Umbauten geeignet sein? Für Zivilgesellschaft und Kulturleben: Vereine, Chöre, Musik- und Tanzschulen, Künstlerinnen, Fotografen, Musikerinnen, Theater- und Filmemacher; außerdem private Sammler. Sie können sich in den Ladenlokalen treffen, proben, ihre Arbeit, ihre Werke, ihre besten Stücke im Schaufenster präsentieren. In den Lagerräumen können sie Akten, Bücher und Ausrüstungen unterbringen.
  6. Dazu kommen als mögliche Nutzer kleine Unternehmen der Kultur-, Werbe- und Internet-Wirtschaft und deren Netzwerke, die ebenfalls Schaufenster für Präsentationen nutzen können.
  7. Viele dieser Interessenten können praktisch keine Ladenmieten bezahlen. Die Hausbesitzer haben trotzdem Vorteile: Sie bekommen sonst verlorene Nebenkosten zurück; die Substanz ihrer Erdgeschosse wird gepflegt und das Image ihrer Häuser verbessert sich, wenn im Erdgeschoss nicht mehr staubige Ödnis gähnt, sondern das bunte Leben schillert. Das wirkt sich positiv auf die Marktlage für Wohnungen im 1. bis 6. Stock aus.
  8. Gegenüber einem Umbau der Erdgeschosse zu Wohnungen oder zu geschlossenen Büros hat die beschriebene Nutzung viele Vorteile: Die Erdgeschosse bleiben öffentliche, belebte Orte auch am Abend, was vor allem für die benachbarte Gastronomie von Nutzen ist; Nutzungskonflikte mit Mietern werden verringert; die Citylagen behalten ihren urbanen Charakter.
  9. Aber wie kriegt eine Stadt das hin? Wie organisiert man das? Gibt es Synergien mit dem städtischen Ziel, eine vielfältige Struktur aus Gastronomie und Einzelhandel zu fördern? Dazu habe ich Ideen, die ich nur telefonisch verrate (02403/ 8079 009).
  10. Ich würde mich freuen, ein solches Projekt auf vielfältige Weise zu unterstützen: bei der Markenfindung für das Konzept (Name, Logo, Claim), beim Storytelling für Projektskizzen, beim Direktmarketing, beim Aufbau der Website und einer Social-Media-Kampagne, bei der Redaktion von Präsentationen (meine Spezialität: Geschwurbel in lebendiges Deutsch übersetzen), beim Erstellen eines Katalogs mit dem Gesamtprogramm aller Akteure, in der PR-Arbeit.

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