Der Piave ist ein 220 km langer Fluss in Oberitalien (Wikipedia). Er entspringt in den Karnischen Alpen bei Bladen (Sappada), fließt erst in südlicher, dann in südöstlicher Richtung und mündet bei Jesolo in die obere Adria. Der Piave bildet im Oberlauf wie auch im Mittellauf noch an vielen Stellen Torrente aus, Täler, die bei Niedrigwasser aus weiten Schotter- und Kiesflächen bestehen und nur bei Hochwasser überflutet werden. Der Oberlauf ist im Cadora-Stausee aufgestaut. Unterlauf und Mündung wurden bereits im Mittelalter weiter nach Norden verlegt, um Venedig vor Hochwasser zu schützen. Im Ersten Weltkrieg war der Piave Schauplatz mehrerer Schlachten zwischen der österreichischen und der italienischen Armee (Piaveschlachten).
Reisebericht vom 6. Mai 2021
Von Padova … weiter nach Norden, auf die Alpenkette zu, über Montebelluna nach Nogaré, dort nach Osten abbiegen auf eine kleine Straße über Ciano, Parocchia Santa Croce nach Nervesa della Bataglia. Sie führt an einem wilden Abschnitt des Piave entlang. Parken bei der einsam gelegenen Kirche Santa Mama (auch per Bus erreichbar), zu Fuß geht es links herunter auf eine Wiese mit scharfer Abbruchkante zum 2 m tiefer fließenden Piave. Schöne Aussichten über die weiten Kiesbänke und die dazwischen wild verlaufenden Flussstränge. Ein Abgang zu einem Mini-Sandstrand ist da. Ein kleiner Pfad führt flussaufwärts in den schmalen Auwald, der von einem felsigen Hang begrenzt wird. Durch blühenden Bärlauch, blühende rote und gelbe Taubnesseln und üppig blühende Salomonssiegel geht es zum Felsufer des Flusses hinunter – und zur Grotte! Tatsächlich, links in der Felswand öffnen sich zwei Grottenlöcher, eins geht tief in den Berg, ein anderes enthält eine kräftig sprudelnde Quelle, ganz eingefasst von Lebermoos. In den Fluss hinein ist eine Betonplattform gebaut, möglicherweise ein Bunkerrest des Ersten Weltkriegs. Von dort wieder eine prächtige Aussicht über die Kiesbänke und Flussstränge.
Überall am Wege Denkmäler für die Piaveschlachten 1917/18. Der Ort Nervesa delle Battaglia ist sogar nach der Schlacht benannt, was darauf hindeutet, dass die Italiener sie am Ende gewonnen haben. In der Tat führte ihr Sieg in der Schlacht von Vittorio Veneto Oktober 1918 zum Zusammenbruch der österreichischen Südfront und dazu, dass Österreich-Ungarn der Entente einen sofortigen Waffenstillstand anbot – nach vier sinnlosen Kriegsjahren gegen Serbien, Russland und Italien, die in den Dolomiten, am Piave, am Isonzo und anderswo Hunderttausende von Menschenleben gekostet haben. Am Piaveufer von Nervesa steht als Andenken ein rostiges Blechboot mit Anker, gesäumt von Granatkegeln. Italienische und österreichische Pioniere haben nach Zerstörung der Brücken immer wieder versucht, mit solchen Booten über den Piave überzusetzen, wobei sie jeweils von der Gegenseite mit Granaten und Maschinengewehren beschossen wurden. Die Fluten des Piave färbten sich rot vom Blut nationalistisch verhetzter junger Männer.